Sprachgebrauch

[592] Sprachgebrauch, die in einer Sprache vorkommenden Abweichungen von den allgemeinen Gesetzen ihrer Wortbildung, Wortbedeutung u. grammatischen Wortverbindung, welche durch den Gebrauch eingeführt u. im sprachlichen Verkehr anerkannt sind. Eine strenge Allgemeinheit für das ganze Gebiet der betreffenden Sprache hat der S. niemals; er wechselt mit der allmäligen Ausbildung u. Umbildung der Sprache nach örtlichen u. zeitlichen Verhältnissen, sowie nach den besonderen Gebieten, für welche der Wortschatz der Sprache benutzt wird. Es gibt daher einen S. einzelner Zeitalter, Stämme, Stände; manche Schriftsteller haben ihren besonderen S.; wo in den Wissenschaften u. Künsten das Bedürfniß entsteht Wörtern, welche aus der gemeinen Sprache entlehnt sind, eine bestimmte Bedeutung zugeben, entsteht der wissenschaftliche u. technische S. Seiner Herrschaft sich zu entziehen ist schwer, oft unmöglich, daher das Sprichwort: Usus est tyrannus. Gleichwohl kann vieles, was der S. einführt, auf Bequemlichkeit od. auf Unkenntniß der Gesetze der Sprache beruhen, u. deshalb ist es ein Zeichen einer gewissen Verkümmerung der Sprache, wenn ein falscher u. unrichtiger S. im Umgange u. in der Literatur überhand nimmt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 592.
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