[527] Thierseele, 1) die Seele der Thiere, also das Realprincip, auf dessen Beschaffenheit u. Thätigkeit man diejenigen Lebensäußerungen der Thiere zurückzuführen genöthigt ist, we (che eine Ähnlichkeit mit dem geistigen Leben des Menschen verrathen, s.u. Thiere S. 512. Die Ansicht des Cartesius, daß die Thiere keine Seele haben, sondern bloße mechanische Automaten sind, erscheint der unbefangenen Beobachtung der Thiere gegenüber als unhaltbar; die Frage aber, wie man sich die Beschaffenheit u. die Entwickelung der T. zu denken habe, ist noch dunkler, als die nach der Menschenseele, weil es unmöglich ist sich in die physischen Zustände der Thiere auch nur so weit hinein zu versetzen, als es bei dem Menschen das Selbstbewußtsein u. die Selbstbeobachtung gestattet. Vgl. Scheitlin, Versuch einer Thierpsychologie, Stuttg. 1840. 2) Dasjenige psychische Princip im Menschen, dessen Functionen (namentlich die sinnliche Empfindung u. die örtliche Bewegung) die Grenzen dessen, was an den Thieren auf eine Seele schließen läßt, nicht überschreiten. Das dem Menschen ausschließend eigenthümliche geistige Princip ist dann der Geist (νοῠς).