Truchseß [1]

[874] Truchseß (im Latein des Mittelalters Dapifer, in Frankreich Seneschall [s.d.], in England High Steward), im Deutschen Reiche seit der Krönung des Kaisers Otto I. der vornehme Hofbeamte, welcher die Oberaufsicht über Küche u. Ökonomie der kaiserlichen Hofhaltung führte u. bei dem feierlichen Krönungsmahle vier silberne Schüsseln mit Rindfleisch auf die Tafel zu setzen hatte. Das Erbtruchseßamt war am deutschen Kaiserhofe eine der höchsten erblichen Würden des Reiches u. gehörte seit frühester Zeit zu Baiern, bis es 1356 durch die Goldene Bulle an den Kurfürsten von der Pfalz kam; als Friedrich V. von der Pfalz 1623 die Kur verlor, fiel es dann wieder an Baiern, welches es, mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung von 1708–14, bis zur Auflösung des Deutschen Reichs besaß. In der Eigenschaft als Erbtruchseß hatte der Kurfürst von Baiern die Verpflichtung bei der Kaiserkrönung den Reichsapfel vor dem Kaiser herzutragen u. hatte seit frühester Zeit einen erblichen Stellvertreter für diese Würde in den schwäbischen Grafen T. von Waldburg.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 874.
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