Reichsapfel

[948] Reichsapfel, Kugel, in deren Mitte ein rund herumgehender Reif u. worauf ein Kreuz, durch einen von oben bis zur Mitte herabgehenden Reif befestigt ist. Der R. soll die Welt bedeuten u. das Kreuz, daß Christus über die ganze Welt herrsche u. ihm Alles unterworfen sei. Er erscheint zuerst in dieser Form, während Kugeln bereits früher gefunden wurden, auf den Siegeln des Kaisers Otto I., obgleich Einige behaupten, daß Papst Benedict VIII. ihn zuerst dem Kaiser Heinrich II. 1014 zum Geschenk gegeben habe, welcher ihn jedoch auch auf seinem Siegel nicht in den Händen trägt. Der sonst bei der Kaiserkrönung gebrauchte R. ist vom feinsten Gold, 3 Mark ll Loth schwer u. von solcher Größe, daß eine Mannshand die Kugel fassen konnte. Das Innere ist mit Pech ausgefüllt. Nach der Länge u. Breite gehen zwei goldene Ringe um den R. herum, deren einer ganz u. der andere halb mit Edelsteinen besetzt ist. Oben darauf steht ein goldenes Kreuz mit Edelsteinen u. einigen halben Perlen. Auf einem Sapphirist ein Monogramm. Bei der Krönung der deutschen Kaiser trug der Kurfürst von Baiern dem Kaiser den R. vor. Noch enthalten die Reichskleinodien zwei andere R. von schlechterem Golde u. vergoldetem Silber, innen hohl mit vergoldeten Kreuzen, aber ohne Edelsteine. In den deutschen Wappen kommt der R. häufig vor, wie er denn im pfälzischen Wappen das Erztruchseßamt bezeichnete. Auf Münzen der Reichsfürsten war er ein gesetzlich vorgeschriebenes Bild. Auch die meisten Kronen außer Deutschland werden mit ihm gegipfelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 948.
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