Tyrnau

[94] Tyrnau (Nagy Szombath), 1) Bezirk des Comitats Neutra in Ungarn, diesseits der Donau; 2) Stadt hier, an der Trnawa u. der Presburg-Tyrnauer Pferdebahn; Comitatshauptstadt u. königliche Freistadt, Sitz der Comitats- u. Bezirksbehörden, Postamt, 9 katholische, 1 evangelische u. 1 griechische Kirche (darunter Dom zu St. Niklas, St. Jakob, 1389 gegründet, 1820 hergestellt, Invalidenkirche, wegen seiner verhältnißmäßig vielen Kirchen sonst Klein Rom genannt), Collegiatpropstei, 2 Klöster, Collegium der Jesuiten (seit. 1853), Seminar, Obergymnasium, großes Privaterziehungsinstitut, Comitatsspital, Krankenhaus, Sparkasse, Fabriken in Essig u. Zucker, viel Gewerbe u. Handel, Weinbau; 9600 Ew. – T. ist eine der ältesten königlichen Freistädte Ungarns u. war im Mittelalter von Wichtigkeit. Die böhmische Königin Constantia ließ die Stadt mit Mauern befestigen; Bela IV. erklärte sie 1238 zur Freistadt. Die von dem Primas Pazmann im 17. Jahrh. hier gegründete Akademie wurde die Grundlage der jetzigen Universität zu Pesth, wohin sie 1777 verlegt wurde. In einem Keller ein Faß, welches 2110 Eimer faßt. Hier schloß Bethlen Gabor 1619 mit den Böhmen ein Bündniß, s.u. Ungarn (Gesch.). 1644 wurden hier Unterhandlungen zwischen Rakoczy u. dem Kaiser gepflogen, welche sich aber zerschlugen, s. ebd., u. 28. Mai 1645 wurde sie von Rakoczy erobert, s. ebd.; December 1704 Niederlage Rakoczys durch die Kaiserlichen unter Heister, s. ebd. 16. December 1848 Sieg der Österreicher unter Simunich über die Ungarn. Die Stadt wurde von den Österreichern u. am 28. Mai 1849 von den Russen besetzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 94.
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