Wlasta

[312] Wlasta (Wlaska), böhmische Rebellin im 8 Jahrh., Freundin der Herzogin Libussa; erregte der Sage nach mit mehren Weibern u. Mädchen, um nicht mehr unter der Herrschaft der Männer zu stehen, einen bewaffneten Aufstand, in welchem dieselben in einer Nacht alle ihre Männer, Söhne u. Freunde umbrachten. Auch gegen den König Przemislaw zogen sie u. erbauten dem Wischerad gegenüber eine Burg, von welcher aus sie viel Unheil anrichteten. Die Böhmen belagerten die Weiber daselbst, wurden aber zurückgeschlagen. Nachdem W. sich einen großen Theil des Landes unterworfen hatte, gab sie das Gesetz, daß nur Mädchen aufgezogen werden, den Knaben aber das rechte Auge ausgestochen u. beide Daumen abgehackt werden sollten, damit sie keine Waffen führen könnten. Darüber wurde das Volk aber so empört, daß sie mit allem Ernst an die Vernichtung der Weibermacht dachten; durch List gelang es das Heer der Weiber zu schwächen u. W. blieb in einem Treffen. Die Sage von dieser Empörung, unter dem Namen Böhmischer Mägdekrieg überliefert, wird nirgends in den ältesten einheimischen u. auswärtigen Geschichtsquellen erwähnt, kann also wenigstens nicht historisch begründet werden. Die Quelle für die spätern Bearbeitungen ist der Romandichter Hajeck; unter den neuern zeichnen sich aus K. E. Eberts Wlasta, ein böhmisch-nationales Heldengedicht, Prag 1829. Van der Velde hat sie unter dem Titel Der böhmische Mägdekrieg als Roman behandelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 312.
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