Montblanc-Bahnen

[300] Montblanc-Bahnen. In dem Montblancgebiet sind vom Arvetal aus 3 Bergbahnen ausgeführt; weitere sind in Aussicht genommen.

1. Die Bahn von Le Fäyet (580 m ü. M.) Station der französischen Mittelmeerbahn nach St. Gervais und Col de Voza (1660 m ü. M.) und auf die Aiguille du Goûter (3843 m ü. M.) mit 18∙5 km wagrechter Länge, Größtsteigungen von 118–240, Kleinsthalbmesser von 50 m und 1∙0 m Spurweite als Zahnbahn, Bauart Strub. Die Fahrgeschwindigkeit ist mit 7–9 km/Std., wobei etwa 1200 m Steigung in der Stünde erreicht werden, begrenzt. Die erste Teilstrecke mit 10∙9 km Länge bis Col de Voza und weiter bis zum Mont Lachat (2079 m ü. M.) wird mit Dampflokomotiven betrieben; später, nach Fertigstellung der weiteren Teilstrecken, soll der elektrische Betrieb eingeführt werden. Lageplan und Längsschnitt der Bahn s. Art. Bergbahnen. Die einfache Fahrt kostet 13∙70 M.

2. Die Bahn von Les Pélérins (1056 m ü. M.), im Arvetal, 2∙0 km unterhalb Chamonix auf den Col du Midi (3559 m) und später weiter auf die Aiguille du Midi (3840 m). Die Bahn wird in 4 Abschnitten mit einem Gesamthöhenunterschied von 2525 m gebaut, die 3maligen Wagenwechsel bedingen werden. Die beiden ersten gebauten Teilstrecken von Les Pélérins nach La Para und weiter zum Bossonsgletscher (2384 m ü. M.) mit zusammen 3060 m wagrechter Länge überwinden 1330 m Höhe mit 740 Größtneigung, die sich bei Annäherung eines Wagens an die Pfeiler bis auf 850 erhöht; sie sind als Seilschwebebahnen, Bauart Ceretti-Tanfani und Strub, in ähnlicher Weise wie die Bahn Lana-Vigiljoch (s.d.) angeordnet. Die in den beiden Strecken von 27 und 25, also zusammen 52 Eisenpfeilern mit 6∙5–31 m Höhe und 40–90 m, ausnahmsweise 200 m Abstand gestützten Tragseile haben 64 mm Durchmesser, die durch Gegengewichte (25 t) gespannt werden. Zug- und Bremsseile haben je 32 mm Durchmesser. Es sind also 3 Seile, dagegen die die Wagenschwankungen hindernden Führungsseile aber nicht vorhanden. Die Fahrgeschwindigkeit ist mit 2∙5 m/Sek. begrenzt. Die 4 t schweren, 4rädrigen Personenwagen fassen 20–24 Personen. Jede am oberen Ende eines Abschnitts angeordnete Haltestelle hat 2 Antriebe von je 100 PS., die durch Dreiphasenstrom (2400 Volt auf 500 Volt umgewandelt) von Chamonix aus gespeist werden. Die Baukosten werden sich auf etwa 1000 M. für 1∙0 m erstiegener Höhe belaufen. Die Fahrpreise von Les Pélérins nach dem Bossonsgletscher werden für die einfache Fahrt mit 6∙23 M. und für die Hin- und Rückfahrt mit 9∙32 M. angegeben.[300]

3. Die Bahn von Chamonix (1040 m ü. M.) nach dem Aussichtspunkt Montanvert (1910 m) ist eine Zahnhahn, nach Bauart Strub, von 1∙0 m Spurweite mit Größtsteigungen von 120 und 220 und 80 m kleinstem Krümmungshalbmesser. Die wagrechte Länge beträgt 5140 und die wirkliche Länge 5400 m. Auf der Bahn kommen größere gewölbte Brücken, 2 Tunnel, mehrere Lawinenschutzdächer sowie 2 Ausweichstationen zur Ausführung. Der Betrieb erfolgt zunächst mit Dampflokomotiven von 20∙3 t Dienstgewicht und 11.000 kg Zugkraft. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt 7–9 km/Std. Die Wagen fassen 60 Personen und sind 10 t schwer. Die Baukosten sind mit 2,660.000 M. angegeben. Die Fahrzeit samt den Aufenthalten beträgt etwa 1 Stunde. Die einfache Fahrt kostet M. 9∙70 in I. Kl. und M. 6∙50 in II. Kl.

Literatur: Zahnbahn Chamonix-Montanvert. Ingengn. ferroviaria 1910. – Zahnbahn Chamonix-Montanvert. Organ 1910 u. 1913. – Buhle, Seilschwebebahnen. Dt. Bauztg. 1910 u. Ztschr. dt. Ing. 1913. – Les chemins de fer du Mont Blanc. Rev. gén. d. chem. 1910 u. 1912. – Dalimier, Seilschwebebahnen der Aiguille du Midi. Gén. civ. 1912 u. 1913, auch Organ 1914. – Ztg. d. VDEV. 1913, Die Bannen im Gebiete des Montblanc.

Dolezalek.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 300-301.
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