[398] Heinze [Görlitz.] Ueber die Einführung der Buchdruckerkunst in Görlitz berichtet Gustav Köhler (siehe Quellenverzeichnis am Schluß des Artikels), daß schon um 1530 ein Buchdrucker in Görlitz etabliert war, der freilich nur kleine Schriften, Flugschriften, Liederbogen, kleine Schulbücher und dergleichen druckte und sein Papier offenbar aus der 1534 zu Görlitz errichteten Papiermühle bezog. In den städtischen Akten findet sich zum erstenmale 1543 ein Buchdrucker erwähnt, doch ohne Namen. Er war zugleich Buchhändler und hatte beim Rat darauf angetragen, »das Niemand außer ihm Bücher feil haben solle, ausgenommen auf den Kirmsen«.[398]
Der erste namentliche Buchdrucker war jedoch Ambrosius Fritsch, geb. zu Oschatz 1523 gest. 5. 12. 1593, der bei Hans Lufft in Wittenberg die Druckkunst erlernt und in Basel und Leipzig sich fortgebildet hatte. Als Bruder des damaligen Görlitzer Stadtphysikus wurde er 1565 nach Görlitz berufen. Es wurde ihm das Bürgerrecht verliehen und er errichtete in dem ihm von der Stadt eingeräumten Gebäude der alten Schule eine Druckoffizin. Als sein erstes Druckwerk gilt ein 1565 erschienener lutherischer Katechismus. Der Kirche diente Fritsch mit seiner Druckerei und Verbreitung der Schmähschriften, womit Calvinisten, Papisten und Lutheraner sich bekriegten. Er wurde deshalb 1567 in Untersuchung gezogen und vom Rat ins Gefängnis gesteckt. 1567 unternahm er den Druck eines Kalenders von M. Barth. Scultetus, dessen Fortsetzung großen Beifalls sich zu erfreuen hatte und Fritsch bedeutenden Gewinn einbrachte. Die Anzahl der Bücher die er druckte ist umfangreich; sein Buchdruckersignet war ein Füllhorn mit der Umschrift »Ditat servata fides« oder bei deutschen Werken »Wahrhaftig Nahrhaftig«. Er war auch Buchhändler und bezog mit seinen Verlagswerken die Leipziger Messe. Fritsch starb 1593, seine Erben verkauften die Offizin 1595 an den Schwiegersohn Fritschs, Hans Rambau, um 915 Gulden.
Rambau, auch Rhambaw genannt, errichtete u. a. eine Schriftgießerei und war als Verleger sehr thätig. Nach seinem Tode, 1634, verwahrloste der Faktor Martin Hermann das Geschäft, übernahm es 1644 zwar auf eigene Rechnung, geriet aber bald in Zahlungsschwierigkeiten, sodaß zeitweise der Stadtrat die Verwaltung übernehmen mußte. 1663 wurde das Geschäft um 525 Mark an Christoph Zipper (geb. 1621 in Wittstock) abgetreten, der es wieder zu hoher Blüte brachte, aber schon 1677 starb. Sein Sohn Jacob Zipper verkaufte das Geschäft 1750 an Friedrich Fickelscherer von dem es an Joh. Rud. Unger (gest. 1809), dann an Wilhelm Fiedler und 1807 an Gotthold Heinze kam. Dieser errichtete 1821 eine Steindruckerei; die Firma lautete, nachdem noch sein Bruder Adolph Heinze als Teilhaber eingetreten war, G. Heinze & Comp. 1841 wurde eine Sortimentsbuchhandlung errichtet und 1845 eine Filiale in Hoyerswerda ins Leben gerufen, die indessen 1847 an W. Erbe verkauft wurde. Erbe hat dieses Geschäft sehr ausgedehnt und eine auch Filiale in Muskau errichtet. Sein Nachfolger und noch jetziger Inhaber Th. Riese verlegte das Geschäft nach Spremberg und führt es seit dieser Zeit unter der Firma W. Erbes Buchhandlung[399] zusammen mit den Filialen in Muskau und Hoyerswerda fort.
Der größte Teil des Verlages von G. Heinze & Comp. wurde an G. Fischhaber in Reutlingen verkauft und die Buchhandlung kam 1855 an Ottomar Vierling. Sie wird seit 1894 von Rudolf Worbs unter der Firma Vierlingsche Buchhandlung in Görlitz betrieben.
Quellen: G. Köhler, Zur Geschichte der Buchdruckerei in Görlitz 1840.
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