[113] Heinze, 1) Rudolf, Kriminalist, geb. 10. April 1825 in Saalfeld a. S., gest. 18. Mai 1896 in Heidelberg, trat in den meiningischen, später in den sächsischen Justizdienst und wurde 1865, damals Staatsanwalt in Dresden, zum ordentlichen Professor des Kriminalrechts an der Universität Leipzig ernannt, zu deren Vertreter in der Ersten Kammer des sächsischen Landtags er in der Folge wiederholt gewählt wurde. 1873 folgte er einem Ruf an die Universität Heidelberg. Seine schriftstellerischen Arbeiten behandeln vorzüglich die Reform des deutschen Strafrechts und Strafverfahrens, wie: »Parallelen zwischen der englischen Jury und dem französisch-deutschen Geschwornengericht« (Erlang. 1864); »Ein deutsches Geschwornengericht« (Leipz. 1865); »Das Recht der Untersuchungshaft« (das. 1865); »Staatsrechtliche und strafrechtliche Erörterungen zu dem Entwurf eines Strafgesetzbuches für den Norddeutschen Bund« (das. 1870); »Das Verhältnis des Reichsstrafrechts zu dem Landesstrafrecht« (das. 1871); »Strafprozessuale Erörterungen« (Stuttg. 1875); »Die Straflosigkeit parlamentarischer Rechtsverletzungen« (das. 1879). Für die Siebenbürger Sachsen trat er ein in der Anklageschrift »Hungarica« (Freib. i. Br. 1882), die eine anonyme Gegenschrift (Preßb. 1882) zur Folge hatte.
2) Max, Geschichtschreiber der Philosophie, Bruder des vorigen, geb. 13. Dez. 1835 zu Prießnitz in Sachsen-Meinigen, studierte Theologie und Philologie auf verschiedenen Universitäten und wendete sich schließlich in Berlin unter Trendelenburgs Leitung dem Studium der Philosophie zu. Nach mehrjähriger Lehrtätigkeit in Schulpforta und als Erzieher der oldenburgischen Prinzen habilitierte er sich 1872 als Dozent der Philosophie in Leipzig, ging 1874 als ordentlicher Professor der Philosophie an die Universität Basel, im nächsten Jahr an die Universität Königsberg, von wo er schon nach einem halben Jahr an die Universität Leipzig in gleicher Eigenschaft zurückgerufen wurde. Er schrieb neben kleinern Arbeiten über Descartes, den Nus des Anaxagoras, die Ethik der Stoiker, Spinoza etc.: »Die Lehre vom Logos in der griechischen Philosophie« (Oldenb. 1872), »Der Eudämonismus in der griechischen Philosophie« (Leipz. 1883, Bd. 1), »Vorlesungen Kants über Metaphysik aus drei Semestern« (das. 1894) und gab seit 18) 6 (5. Aufl.) Überwegs »Grundriß der Geschichte der Philosophie« (erst 3, dann 4 Bde.) neu bearbeitet heraus (9. Aufl., Berl. 190104).[113]