Hendeß, Familie

[417] Hendeß. Hendeß ist in der hinterpommerschen Buchdrucker- und Buchhandelsgeschichte ein bekannter Name.

Carl Gottlieb Hendeß, geboren zu Bublitz, wo sein Vater Kirchenadministrator war, hatte zu Marienwerder die Buchdruckerkunst erlernt und in Königsberg, Danzig und Berlin sich weitere ausgebildet. Er übernahm 1798 käuflich die Offizin von Johann Ludwig Kunst in Stargard. Dieselbe war 1726 durch Johann Tiller als Regierungsbuchdruckerei begründet worden und befand sich vor Kunst im Besitze von Johann Christian Falcke, dessen Witwe sich mit Kunst vermählt hatte.

Hendeß, später auch Mitglied des Magistrats zu Stargard, wurde bei Einrichtung der preußischen Regierung zu Cöslin die Stelle eines Regierungsbuchdruckers übertragen, sodaß er nunmehr über zwei Druckereien verfügte. Um die Stelle als Buchdrucker für die Arbeiten der K. Regierung in Cöslin hatten sich Gutberlet in Stettin und Hendeß in Stargard beworben. Die Regierung erwählte Hendeß. Ein Jahr vor seinem am 21. Oktober 1831 erfolgten Tode hatte er bereits die Stargarder Offizin seinem dritten Sohne Carl Ferdinand Leberecht Hendeß übergeben, der im Jahre 1834 alleiniger Besitzer derselben wurde. Im gleichen Jahre verband letzterer mit seiner Buch- und Steindruckerei eine Sortiments-Buchhandlung.

Die Cösliner Offizin befand sich seit 1. Juli 1824 im Besitze von Friedrich Hendeß. Als 16 jähriger Jüngling bekleidete dieser bereits die Stelle des Faktors in der neuen Druckerei, konditionierte aber später noch in Berlin und Münster, woselbst er auch den Buchhandel bei Coppenrath erlernte. Das »Pommersche Volksblatt«, welches den Hauptverlagsartikel der Cösliner Firma bildete, wurde 1825 begründet und wird seit 1859 als »Cösliner Zeitung« fortgeführt. Hendeß begann sich nun dem Verlag zu widmen und eröffnete auch ein Sortimentsgeschäft, das im Jahre 1891 an P. Perrin übergegangen ist und von diesem seither unter der Firma C. G. Hendeß Nachfl. P. Perrin weitergeführt wird. Der Verlag und die Druckerei blieben der alten Firma, deren Besitzer seit 1. Juli 1874 der 2. Sohn, David Hendeß, ist.

1827 gliederte Fr. Hendeß seiner Offizin eine Steindruckerei an. Die von ihm erfundene Maschine zum doppelfarbigen Druck mit Congreve-Platten wurde ihm patentiert (vergl. die Beschreibung von ihm selbst in Meyers Journal für Buchdruckerkunst 1838).

Sein buchhändlerisches Geschäft suchte er auszudehnen durch Begründung von Filialen in Stolp, Colberg und Neustettin. Die[417] Stolper Handlung wurde 1840 an Hch. Tobias Martin Fritsch verkauft, ging 1853 an Hermann Krelling, 1861 an Carl Friedrich Schrader über und wird seitdem von letzterem unter der Firma C. Schrader in Stolp fortgeführt.

Die 1824 von Carl Ludwig Zink, dem Begründer des »Colberger Wochenblattes« ins Leben gerufene Druckerei in Colberg erwarb Friedrich Hendeß und verband mit ihr eine Sortimentsbuchhandlung. Beide Zweige trat er 1842 an Carl Ferdinand Post ab.

Die C. F. Postsche Buchhandlung befindet sich jetzt im Besitze von Dr. Paul Jancke.

Der Hendeßsche Verlag beschränkte sich vorwiegend auf Schul-, Gesang- und Andachtsbücher. Von anderen größeren Werken seien erwähnt: Homanns Flora von Pommern, 3 Bde. (1828-35); Fürstenhals Gesetzsammlung für Kirchen- und Schulwesen, 4 Bde. mit Nachtrag (1838-45); Allgem. landw. Monatsschrift, 1841 uff.; Karten von Pommern und auch ein buchhändlerischer Fachartikel: Fritsch, Buchhaltung für Buchhändler 1836.

Quellen: Dr. G. Mohnicke, Geschichte der Buchdrucker-Kunst in Pommern, Stettin 1840; Verlagskatalog 1826, 1829, 1839, 1842; Klimsch, Allgemeiner Anzeiger für Druckereien, 1901 [Reinicke].

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 417-418.
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