Meyer, Familie (Detmold, Lemgo)

[684] Meyer (Detmold-Lemgo). Die Meyersche Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei zu Detmold und Lemgo wurde im Jahre 1570 von Bartholomäus Schlodt und Paulus Schmidt zu Lemgo begründet. Der älteste aus jener Zeit vorhandene Druck ist die im Jahre 1571 gedruckte alte Lippische Kirchenordnung.

Im Jahre 1578 ging die Buchdruckerei auf Conrad Grothen und von diesem 1604 auf Joh. Koch über. Erst 1650 kaufte Albert Meyer die Buchdruckerei und erhielt am 16. 2. 1676 das landesherrliche Privilegium, »daß alle das Jenige, waß in dieser vnser Grafschaft von Gesang- und anderen Büchern, Leichpredigten, Verschen, Calendern, vnd sonsten, wie es nahmen haben mag, aufzulegen und Zu trücken vorkömpt, nirgendt anders, alß Zu mehr Besagtem Lemgo Bey Albert Meyern getrücket werde«.1[684]

Nach Albert Meyers Tode übernahm sein Sohn Henrich Wilhelm Meyer (dieser erwarb nach Nordhoff 1716 das Zilligersche Druckereigeschäft mit allen Privilegien, um es 1719 seinem Sohn Friedrich Wilhelm Meyer zu überlassen) das Geschäft und von diesem wiederum Johann Henrich Meyer, welchem im Besitze seine Ehefrau Margarethe Elisabeth Meyer ( 1805) folgte. Die Tochter Johann Henrich Meyers verheiratete sich mit dem Rektor Christian Friedrich Helwing, der 1755 als Buchdruckerlehrling kunstüblich eingeschrieben wurde, »damit die Officin bey ihrer jedesmaligen Würde und löbl. Gebräuchen rechtschaffener Kunstverwandten erhalten werden möchte«.

Im Jahre 1800 ging die Handlung in den Besitz von Gottlieb Leopold Helwing und von diesem an den 1867 gestorbenen Friedrich Christian Leopold Helwing über, dessen Witwe das Geschäft, nachdem ihr Sohn am 14. 8. 1870 in Frankreich auf dem Felde der Ehre gefallen, an Wilhelm Klingenberg am 21. 5. 1871 verkaufte. 1875 trat August Klingenberg in das Geschäft ein. Beide Brüder vereinigten nunmehr alle ihre bisher getrennten Geschäftsspezialitäten unter der Firma Gebrüder Klingenberg. 1877 wurde das Sortiment an Hans Hinrichs verkauft. Dieser gab dasselbe 1887 an Ernst Ohle ab, unter dessen Firma es noch heute fortgeführt wird.

Die Meyersche Hofbuchdruckerei – die Druckerei wurde auf Wunsch der Regierung in den vierziger Jahren von Lemgo nach Detmold verlegt; das im Jahre 1676 erteilte landesherrliche Privilegium aber der Handlung am 8. 1. 1868 wieder entzogen und diese Zurücknahme damit motiviert, daß eine ausschließliche Konzession unter den inzwischen wesentlich veränderten Verhältnissen den Bedürfnissen des Publikums nicht mehr entspreche – in Detmold befindet sich seit 1885 im Besitz von Max Quentin. In dessen Verlage erscheint neben der »Lippischen Landeszeitung« noch »Der Landwirt« und »Die Eisenbahnzeitung«.

Die jetzige Meyersche Hofbuchhandlung in Detmold, welche ebenfalls Verlag und Buchdruckerei betreibt, ist eine Neugründung H. Deneckes aus dem Jahre 1884.

Was den alten Verlag der Meyerschen Hofbuchhandlung zu Lemgo und Detmold angeht, so war derselbe bei den umfangreichen Verbindungen der Firma naturgemäß sehr ausgedehnt. Die Verlagsverzeichnisse nennen uns Schriften von Thomas Abbt, Joh. Arnd, A. F. Büsching, G. C. Hamberger, J. G. Meusel, J. S. Ersch, L. Wechler, J. F. Maßmann usw. In dem Verlagskatalog vom Jahre 1828 zeigt die Firma an, daß sie eine eigene Bibelanstalt habe, daß sie demnächst in Paderborn eine neue Druckerei errichten würde und an[685] Zeitschriften verlege das Archiv des Apothekervereins, das Archiv für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, die theologische Zeitschrift »Eutaxia« und die pharmazeutische Zeitung.

Die größte Blütezeit der Firma Meyer fällt in das 18. Jahrhundert. Die Buchhandlung beherrschte in jener Zeit den Büchermarkt im ganzen nordwestlichen Deutschland. Christian Friedrich Helwing errichtete durch seine Söhne Filialen in Hannover und Duisburg.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1871 (Baldamus); Nordhoff, Nachlese zur Buchdruckergeschichte Westfalens; Verlagskataloge von 1778, 1808, 1828, 1848.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 684-686.
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