Beym Tanzen wird der Weg, den die Tänzer nehmen, in so fern er regelmäßig und symmetrisch ist, die Figur genennt. So kann man im Kreis herum tanzen, oder in schlangenförmigen Linien fortschreiten u. s. f. Die Figur ist also eines von den Dingen, die nicht nur zur Annehmlichkeit, sondern auch zum Ausdruk und der Bedeutung des Tanzes das ihrige beyträgt. Sie kann nicht nur an sich etwas angenehmes haben, wie man es bey schlangenförmigen Gängen, besonders, wenn zwey Personen in solchen gegen einander tanzen, und ihre Figuren durch einander schlingen, leicht empfindet, sondern sie dienet auch zur Verstärkung des Ausdruks. Man begreift leicht, daß der Gang der Menschen, auch in Ansehung des Weges, den sie nehmen, einigermaaßen durch das Leidenschaftliche in ihnen bestimmt wird. Ein zorniger, oder überhaupt von einer verdrüslichen Leidenschaft getriebener Mensch geht nicht so regelmäßig, als ein vergnügter; und ruhige Gemüthsfaßungen bringen in dem Gang der Menschen weniger Abwechslungen hervor, als lebhafte. Darauf müssen also die Erfinder der Tänze, in Ansehung der Figuren nothwendig acht haben, damit jede Figur, so viel möglich, mit dem Charakter des Tanzes selbst überein komme. Es giebt ernsthafte und scherzhafte, lustige und traurige, lebhafte und schläfrige Figuren. Der Tänzer hat mehr, als irgend ein andrer Künstler, auf das Charakteristische, das in den blossen Umrißen der Figuren liegt, zu studiren. Es scheinet aber, daß man noch sehr wenig in diese Materie einschlagende Beobachtungen gesammelt habe. Wenigstens scheinen die Balletmeister eben nicht die Künstler zu seyn, die am meisten dem Geist ihrer Kunst nachdenken.