Schlüssel

[1034] Schlüssel. (Musik)

Ein Zeichen, welches auf eine der fünf Linien des Notensystems gesezt wird, vermittelst dessen man erkennen kann, was für einen Ton der Octave jede Note bezeichnet, und in welcher Octave des ganzen Tonsystems derselbe soll genommen werden. Weil also dieses Zeichen den Aufschluß zu richtiger Kenntnis der durch Noten angezeigten Töne giebt, so hat man ihm den Namen des Schlüssels gegeben.

Der Schlüssel trägt den Namen eines der Haupttöne unsers diatonischen Systems, und zeiget an, daß die Noten, welche auf der Linie stehen, die den Schlüssel durchschneidet, denselben Ton andeuten, dessen Namen der Schlüssel trägt; die andern Noten aber bezeichnen denn Töne, die um so viel diatonische Stufen höher, oder tiefer, als der Schlüsselton liegen, so viel Stufen von der Schlüssellinie, bis auf die Stelle der Note zu zählen sind. Folgendes Beyspiehl dienet zur Erläuterung.

Schlüssel

Der Schlüssel Schlüsselträgt den Namen des vierten Tones, unsrer diatonischen Octave, nämlich F. Also bedeutet jede Note, die auf der Linie steht, welche diesen Schlüssel durchschneidet, den Ton F. Die zweyte Note des Beyspiehls steht auf der vierten Stufe unterwärts, folglich bedeutet sie den Ton C, der von F der vierte ist, wenn man diatonisch absteiget. Die dritte Note steht auf der zweyten Stufe über der Schlüssellinie, stellt also die Secunde von F, oder G vor u.s.f.

Man siehet hieraus, daß ein einziger Schlüssel hinlänglich wäre, die Höhe der Töne anzuzeigen. Dennoch hat der Gebrauch drey verschiedene Schlüssel eingeführt, und sie noch überdem auf verschiedene Linien gesezt, und dadurch eine beträchtliche Erleichterung des Notenlesens verschaffet.

Außer dem schon angezeigten F Schlüssel, braucht man noch diesen, Schlüsselder den Ton C anzeiget; und diesen Schlüsselder den Ton g bezeichnet. Weil es nun zum Verstand der Notenschrift nicht hinlänglich ist, daß man die Stufe der Octave, wo der Ton sizt, wisse, sondern auch die Octave selbst, in welcher er sich befindet, angedeutet werden muß, so hat man dieses dadurch erhalten, daß man für jede der vier Hauptstimmen, in welche der Umfang des Systems eingetheilt wird, entweder einen besondern Schlüssel braucht, oder denselben Schlüssel für jede Hauptstimme in eine besondere Linie sezet. Dieses wird durch folgende Beyspiehle deutlich werden.

Schlüssel

Hier findet man denselben Schlüssel C auf dreyerley Weise gesezt. Die erste bedeutet den Umfang der Discantstimme, woraus erhellet, daß die Noten auf der untersten Linie des Systems, den Ton Schlüsselanzeigen. Die zweyte Art, da der C Schlüssel auf der mittelsten Linie des Notensystems steht, bedeutet den Umfang der Altstimme. Also müssen die auf der Schlüssellinie stehenden Noten, ebenfalls den Ton Schlüsselanzeigen. Die dritte Art, da der Schlüssel in der [1034] vierten Linie steht, macht den Tenorschlüssel aus, und auf dieser Linie stehen ebenfalls die Noten, die den Ton Schlüsselanzeigen.

Hieraus nun werden auch folgende Schlüssel verständlich seyn:

Schlüssel

Die beyden ersten werden insgemein Violinschlüssel genennt, wiewol sie auch für andre Instrumente, und selbst für Singestimmen gebraucht werden. Die andern heißen überhaupt Baßschlüssel. Der erste davon ist für den gemeinen Baß, als eine der vier Hauptstimmen; der zweyte ist für einen tiefern, und der dritte für einen höhern Baß.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1034-1035.
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