Hühnlein

1. Das Hünlein wird selten besser als die Henne.Herberger, II, 127.


2. Ein Hühnlein, das nicht kommt, wenn die Gluck' es ruft, muss man dem Habicht überlassen.

Schicksal des Ungehorsams; besonders der unfolgsamen Kinder.


3. Ein Hühnlein, das nicht scharrt und blos guckt, wenig Körnlein schluckt. (Wend. Lausitz.)


4. Ein Hühnlein heut' ist besser als morgen eine Henne.

Böhm.: Lepši dnes kuře, než na léto slepice. (Čelakovsky, 256.)

Kroat.: Rajši denes pišće, nego k letu kokoš. (Čelakovsky, 256.)


5. Es ist kein Hühnlein so klein, es patzet so viel als der Hahnen neun.Eiselein, 324.


6. Es ist kein Hünlein so klein, dass nicht vbers Jahr möcht ein Hun sein.Lehmann, 412, 27 u. 871, 35.


7. Man würget gleich so viel junge Hünlein ab, als der alten Hennen.Petri, II, 470; Henisch, 1646, 57.

»Man sagt im Sprichwort: Man würget gleich so viel der jungen Hünlein abe, als der alten Hennen; denn jedermann ist alt genug zum sterben.« (Mathesius, Postilla, CCCXVIa.)


8. Wenn ein frembd Hünlein in den Korb kompt, so beissens die alten Hüner wieder aus. Petri, II, 651; Henisch, 1210, 15; Sailer, 208.

Schicksal des Fremden.


9. Wer seine Hühnlein bratet, dem legen sie später keine Eier.

Lat.: Ex cocto pullus nunquam producitur ovo. (Philippi, I, 142.)


*10. Die Hühnlein fliegen ihm gebraten ins Maul.

»Vnd flogen jnen, wie man spricht, gebratne Hünle in das maul.« (Aventin, XLIIIb.)


*11. Die Hühnlein verkaufen, noch ehe die Eier gelegt sind.Eiselein, 324.


*12. Die Hünlein essen häu, vnd Pferdttreck sint bei jhm gut Feigen.Fischart, Bienenk., 1588; Eiselein, 324.


*13. Einem ein Hühnlein zertreten.


*14. Er ist wie ein junges Hühnlein. (Troppau.)

So harmlos.


*15. Er kan kein Hühnle beleidigen. (Nürtingen.)

So gutmüthig ist er.


*16. Er thut keinem Hühnlein was. (Rottenburg.)


*17. Es sind eisler (immer) Hühnli und Eili. (Schweiz.)


*18. Man wird dir ein Hühnli durchs Koth jagen, du musst ihm 's Töpli (Pfote) schlecke (ablecken). (Schweiz.)


*19. Vertritt das Hühnlein nicht! (Nürtingen.)

Spöttischer Zuruf an sehr sachte Gehende, besonders aber an einen spät Aufstehenden, der noch wie halb im Schlafe herumtrippelt.


*20. Wâr hôd 'm denn a Hîndel dertrâten, doss a su sauer sitt. (Schles.) – Gomolcke, 1056; Frommann, III, 411, 417.


*21. Wir haben noch ein Hühnlein miteinander zu rupfen.Eiselein, 324.


*22. Woss ho ich oich ock für ä Hünel dertraten, dass er mer a su grom seyd.Robinson, 254.


23. Junge Hühnlein und ein Kind schwer zu sättigen sind.

It.: Ragazzi e polli non si trovan mai satolli. (Giani, 1410.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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