Inschrift

Inschriften und Donaukarpfen müssen kurz sein, wenn sie gut schmecken sollen.

Der Deutsche ist in der Regel unglücklich mit seinen Inschriften. Der Reichskanzleistil klebt noch an allen Auf- und Inschriften deutscher Monumente und Gebäude. Wenn der Deutsche ein Epigramm macht, so macht er hinterher eine Predigt, um das Epigramm zu erklären; wenn er eine Aufschrift auf ein Gebäude macht, so hat diese Aufschrift eine Schleppe, die noch vom Nebengebäude nachgetragen werden muss. Bei den längsten Aufschriften kommt der gesunde Menschenverstand zu kurz, und die kürzeste ist noch immer lang genug. Jahn (Merke zum Volksthum) verlangt auch, dass sie sprachrichtig und (in Deutschland) deutsch seien.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 962.
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