1. Der Menschenverstand hat nur eine kleine Hand.
Er kann nicht alles fassen.
2. Ein Loth gesunder Menschenverstand ist so viel werth wie ein Pfund Witz. – Demokritos, I, 383.
Goethe: »Der Menschenverstand wird mit dem gesunden Menschen rein geboren, entwickelt sich aus sich selbst und offenbart sich durch ein entschiedenes Gewahrwerden und Anerkennen des Nothwendigen und Nützlichen. Praktische Männer und Frauen bedienen sich dessen mit Sicherheit. Wo er mangelt, halten beide [634] Geschlechter für nothwendig, was sie begehren, und für nützlich, was ihnen gefällt.« (Loeper, Goethe's Sprüche, 303.) »Lesens commun est le génie de l'humanité.« (Loeper, Goethe's Sprüche, 60.)
3. Mit Menschenverstand kommt man durch alle Land.
Leider kann man von diesem Pass nicht stets Gebrauch machen. »Wahn und Irsinn«, sagt Jachmann (Reliquien, II, 56), »herrschen unter den europäischen Völkern noch so gewaltig, dass es lebensgefährlich ist, gesunden Menschenverstand blicken zu lassen.«
Frz.: Avec du bon sens le reste vient. (Cahier, 1623.)
4. Wo Menschenverstand, aufhört, da fängt Gottes Weisheit an.
Goethe: »Des Menschenverstandes angewiesenes Gebiet und Erbtheil ist der Bezirk des Thuns und Handelns. Thätig, wird er sich selten verirren; das höhere Denken, Schliessen, Urtheilen jedoch ist nicht seine Sache.« (Loeper, Sprüche, 955.)
Böhm.: Ne vše na rozum, ale více na Bohu dátí.
5. Wo der gesunde Menschenverstand anfängt, hört das rostocker Stadtrecht auf.
»Woher nehme man die staatsrechtliche Sanction für die neubraunschweigische Landschaftsordnung vom 12. Oct. 1832, die nicht, wie das rostocker Stadtrecht, aufhöre, wo der gesunde Menschenverstand anfange, sondern anfange, wo dieser aufhöre.« (H. von Treitschke's Preussische Jahrbücher, 1873, in einem Artikel: Die letzte Scholle welfenscher Erde.)
*6. Er hat nicht ein Körnchen gesunden Menschenverstand.
Lat.: Mica salis tibi non inest. (Philippi, I, 249.)