1. Auf eine gute Predigt gehört (soll) ein gut Vaterunser (folgen).
[1392] 2. Auf eine gute Predigt gehört ein guter Gesang. – Pauli, Postilla, 81b.
3. Der thut die beste Predigt, der sich selbst hört. – Lehmann, 461, 7.
4. Die Predigt hat den Fischen gefallen, aber sie sind blieben wie zuvor. – Eiselein, 515.
5. Eine gute Predigt muss drei K haben: kurz, klar und kräftig.
Holl.: Preken moeten drie k's hebben. (Harrebomée, II, 199b.)
6. Eine gute Predigt muss nicht zu lange Tressen haben, das Tuch daran muss noch zu sehen sein. – Simrock, 7993; Sailer, 228.
7. Einfeltige vnd kurtze Predigen sind die besten. – Henisch, 326, 55.
8. Gute predigten wachsen nicht im bauch. – Henisch, 208, 70.
It.: Nascer deve dal cuore cio che dice 'l predicatore. (Pazzaglia, 302, 6.)
9. Kurtze predigt vnd lang bratwürst (haben die bawren gern). – Franck, II, 110a; Gruter, I, 54; III, 61; Petri, III, 8; Eyering, III, 148; Henisch, 480, 60; Lehmann, II, 325, 112; Körte, 4840; Erklär., 24; Meisner, 107; Eiselein, 91; Simrock, 7990; Klosterspiegel, 47, 1; Braun, I, 3358.
»Ihr hört kurtze Predig gern, wenn die Bratwürst desto lenger wern.« (Ayrer, III, 1612, 1.) In der Schweiz: Churzi Predigt, langi Brôtwürst. (Sutermeister, 121.) Nicht blos die Bauern, auch andere Leute ziehen eine lange Bratwurst, die gut ist, einer langen Predigt, wenn sie blos lang ist, vor.
Mhd.: Kurtz predig vnd lang praten gehören zu der vasnacht. (Suchenwirth, II, 42, 102.)
Frz.: Courte messe et long dîner. (Kritzinger, 184b.)
Holl.: De boeren hebben dikwijls dorst; zij houden van eene korte preek en eene lange worst. (Harrebomée, II, 199b.)
Lat.: Concio grata brevis, longum farcimen agresti. (Binder I, 206; II, 539; Buchler, 46; Philippi, I, 88; Seybold, 82.) – Grana magis laudant, qua sunt majora, caloni. – Sacra celerius absolvenda. (Philippi, II, 161.)
10. Kurze Predigt, lange Bratwürste, das ist Bauernfutter, sagte der Kapuziner.
11. Kurze Predigten die besten. – Mathesy, 240b.
Ein Hofprediger des 17. Jahrhunderts war ersucht worden, die Predigt kurz zu machen, weil eben Festmahl sei. Als er auf die Kanzel kam, erzählte er, was man ihm angesonnen habe und fügte hinzu: »Gehet hin, ihr Verfluchten, das ist ja kurz genug! Wollt ihr aber lange Bratwürste dabei haben, so nehmet sie hin in das ewige Feuer, da habt ihr Zeit genug sie zu braten.« (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 27.)
Böhm.: Moudrý knĕz třeba jen ústy mektal, a my hříšní se dovtípíme. (Čelakovsky, 334.)
Dän.: Korte prædikener og mærkelige. (Prov. dan., 459.)
Lat.: Brevissimi docendo sunt optimi. (Binder II, 379.)
12. Lange Predigt, kurze Andacht.
13. Man kan nicht einem jegklichen ein Predig auss dem Ermel schütteln. – Henisch, 926, 11.
14. Man muss in einer Predigt nicht alle Sprüche anführen (erklären), die einem einfallen.
15. Nicht jeder geht der Predigt wegen in die Kirche.
Die Russen: Es fährt nicht jeder nach Nishnij- Nowgorod des Marktes wegen. (Altmann V, 126.)
16. Predigt hören säumet nicht, Almosen geben armet nicht, unrecht Gut wuchert nicht, Gottes Wort trüget nicht. – Schottel, 1135b; Simrock, 7999; Körte, 4839; Körte2, 6059; Blum, 82; Eisenhart, 172; Agricola II, 295.
Wer die Kirche zu seiner Erbauung und Belehrung besucht, hat seine Zeit nie übel angewandt.
17. Predigten gehören in die Kirche, nicht über den Tisch (oder: ins Wirthshaus).
Lat.: Inter pocula non est disputandum. (Schamelius, 19, 4; Binder II, 1537.)
18. Schöne Predigt dauert nicht lange.
19. Wen die Predigt nicht wärmt, den wärmen nicht die Kerzen.
20. Wer die Predigt abwartet, dem deckt Gott den Tisch.
21. Predig horen verseumet nicht, Almuss geben armet nicht, vbel gut das reychert nicht. – Agricola I, 295; Gruter, I, 62.
[1393] 22. Wer eine Predigt will han, der fang' mit einem (bösen) Weibe an.
23. Wer will eine Predigt hören, muss ein Weib am Waschtrog (Backtrog) stören.
Holl.: Wie prêken wil hooren, die sla een kwaad wijf aan de ooren; hij geve haar vrij een' goeden slag, zoo hoort hij prêken al den dag. (Harrebomée, II, 199b.)
*24. A koan de Prädich aus'm Aermel schitteln. – Gomolcke, 150; Frommann, III, 415, 660.
*25. An jhm ist Predigt, Sacrament, Vater vnser vnd alles verlohren. – Mathesy, 182a.
*26. De Präk rukt na de ⇒ Maue (s.d.). – Stürenburg, 147b.
Man merkt ihr an, dass sie ohne Vorbereitung gehalten, blos aus dem Aermel geschüttelt wird.
*27. Die Predigt durch den Bauch stechen.
*28. Die Predigt hat ihn gerührt, wie jenen Bauer.
»Als nämlich ein Bauer weinend aus der Predigt ging und von dem Kapuziner, welcher sich der geretteten Seele freute, nach der Ursache seiner Trauer gefragt wurde, so antwortete derselbe: ›Ach, ehrwürdiger Vater, ich habe meinen schönsten Bock verloren. Als ich euch nun mit dem Barte auf der Kanzel sah, stand das leibhafte Bild meines Bocks wieder vor mir.‹« (Klosterspiegel, 48, 13.)
*29. Die Predigt versäumen, im Bett liegen vnd dem Teuffel ein Braten werden. – Dietrich, II, 572.
*30. Er kann die Predigt aus dem Aermel schütteln. – Pauli, Postilla, I, 473a; Herberger, II, 170.
Weiss zu predigen, ohne viel zu studiren.
*31. Nicht viel Predigt mit ihm machen. – Mathesy, 138a.
32. Gute Predigten kommen vom Hertzen vnd gehen auch zu Hertzen. – Herberger, Ib, 227.
33. Man wird keiner Predigt eher satt, als die man hinter den Gardinen hat.
Die Italiener sagen in demselben Sinne: Das Glöcklein, das in der Kammer klingt, am schrecklichsten zu den Ohren dringt: Il campanello di camera è il peggio suono che si possa avere negli orecchi. (Giani, 274.)
34. Predigt hören säumet nicht.
Böhm.: Svĕt' svátek a post' se v pátek, nebude tvůj statek krátek. (Čelakovský, 9.)
35. Mit Predigten und mit Melonen soll man zur Unzeit uns verschonen.
36. Predigten und Melonen wollen ihre Zeit.
It.: Predica e popone vuol la sua stagione. (Giani, 1404.)
(In Toscana werden die Melonen popone genannt.)
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