Quinquenell

1. Quinquinell(en) ist vom Teufel in der Höll' (oder: kommen aus der Höllen).Eiselein, 517; Eisenhart, 441; Pistor., I, 72; Estor, II, 377, 3720; Simrock, 8041; Graf, 480, 680 u. 681; Roscher, Grundlagen der Nationalökonomie, S. 164, §. 94, 2.

Der Kaiser Justinian gab die Verordnung, dass, wenn ein Schuldner in die Nothwendigkeit versetzt ist, sein Vermögen den Gläubigern abzutreten, es bei diesen stehen soll, ob sie noch fünf Jahr (quinquennale spatium) Geduld haben wollen oder nicht. Dies Gesetz hat zur Einführung der Anstandsbriefe (Moratorien = Quinquenell) in Deutschland Gelegenheit gegeben, die vom Landesfürsten, vorzugsweise vom Kaiser solchen Schuldnern ausgestellt wurden, deren Zahlungsunfähigkeit durch Unglücksfälle herbeigeführt worden war, und worin ihnen ein Zahlungsaufschub von einer Anzahl Jahren bewilligt wurde. Unsere Vorfahren hielten dies der Treue und dem guten Glauben zuwiderlaufend, indem dadurch der Gläubiger offenbar verletzt werde. Sie nannten daher diese Anstandsbriefe oder Quinquenellen eine Erfindung des Teufels, wie unser vorstehendes [1441] Sprichwort zeigt. – »Also treibet man das Gütlein zu boden, muss das Kuhfenster (s.d. 2) treffen vnd entlauffen, oder bringet eine Vollmacht vnd Quinquenell aus.« (Mathesy, 327b.)


*2. Er bringt Quinquenelle aus. (S. Winkelholz.) – Mathesy, 347a.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1441-1442.
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