Schuldner

1. Böse Schuldner (und Mönche) kriechen den Weibern unter den Pelz.Eisenhart, 61; Eiselein, 556; Pistor., IV, 87; Simrock, 9247; Körte, 5429; Klosterspiegel, 40, 6; Braun, I, 3997.

Wenn es mit jemand zum Concurs kommt, so pflegt sich meist die Gattin des Schuldners zu melden, ihr eingebrachtes Heirathsgut zurückfordernd. Wenn solche Schuldner nun merken, dass ihr Vermögen von den Gläubigern in Beschlag genommen werde, so geben sie vor, sehr viel von ihrer Frau erhalten zu haben, weil sie, wenn ihnen dies durchgeht, keinen Mangel leiden werden.


2. Böse Schuldner muss man hart (oft) mahnen.Simrock, 9248.

Schwed.: Ond gjäldenär skal man ofta kräffica. (Grubb, 616.)


3. Böse Schüldners sitt't her Wiven ünner'n Rock. (Ostfries.) – Frommann, II, 390, 79.


4. Bösem Schuldner fehlt es nicht an (Entschuldigungs-)Gründen.

Die Aegypter lassen solchen sagen: Mein Schuldner ist in der Bezahlung immer weiter zurück als ich, d.i. ich werde nicht bezahlt und kann daher auch nicht Zahlung leisten. (Burckhardt, 465.)


5. Der beste Schuldner will erinnert sein, 's Bezahlen fällt ihm sonst nicht ein.

Lat.: Vel optima nomina non appellando fiunt mala. (Philippi, II, 242.)


6. Der Schuldner ist des Mahners Knecht.

Frz.: Qui nous doit, nous demande. (Cahier, 546.)


7. Der Schuldner nimmt mit frohem Blick und gibt mit traurigem (mürrischem) zurück. (S. Schuld 15 u. 74.)


8. Der Schuldner wird zuerst betagt, bevor man über Bürgen klagt.Graf, 244, 129.

Wenn es auch in manchen Rechten dem Gläubiger freigestellt war, ob er sich an den Schuldner oder Bürgen halten wollte; so gilt doch als Regel, dass der letztere erst dann in Anspruch genommen werden kann, wenn der erstere nicht zahlt.

Holl.: De principaal wordt eerst gedaagt, aller men over borgen klaagt. (Harrebomée, I, 81b.)

9. Des Schuldners Gut gehört dem Gläubiger.

Böhm.: Dlužníkův statek vĕřiteli zavázán jest. (Rybicka, 3152.)


10. Einen ehrlichen Schuldner dauert kein Pfand.


11. Feine Schuldner sind die Herren fremder Börsen.

Böhm.: Dobrý dlužník cizího mčšce hospodář. (Čelakovsky, 274.)

Ill.: Dužnik dobar tudjemu tobolcu gospodar. (Čelakovsky, 274.)


12. Für den Schuldner gibt's immer ein Loch im Gesetz.

Die Franzosen behaupten das Gegentheil: Qui doit, a tort. (Lendroy, 598.)


13. Grosse Schuldner, grosse Duldner.Sprichwörtergarten, 363.

Schon das Abhängigkeitsverhältniss ist ein höchst drückendes.


14. Gute Schuldner mahnen sich selber.

Lat.: Apud bonae fidei promissorem non est opus flagitatione. (Binder I, 72; II, 204.)


15. Heute ein Schuldner, morgen ein Zahler. Simrock, 9242.


16. Schuldner sind freundlich, wenn sie borgen, aber mürrisch, wenn sie wieder geben sollen.

Böhm.: Dlužník když žádá, pýří se, a když má oplatiti, bledne. – Dlužník vesele béře, ale smutnĕ vrací. - [375] Dokud prosí, zlatá slova nosí; a před plácí záda obrací. (Čelakovsky, 275 u. 276.)

Krain.: Dokler prosi, zlate usta, nosi; kadar vrača, herbet obrača. (Čelakovsky, 276.)

Poln.: Dłužnik požyczając rumiany, oddać mając blady. – Dłužnik vesoło bierze, a smutno oddaje. (Čelakovsky, 275.)


17. Schuldner sind Lügner.Simrock, 9246; Eiselein, 556; Körte, 5428; Lohrengel, I, 597.

Engl.: Debtors are liars.


18. So lange der Schuldner mein Geld braucht, muss er mir davon Zins geben.Pistor., X, 39; Simrock, 9250.


19. Stattlicher schuldner ist schlechter zaler. Lehmann, 710, 21; Simrock, 9249.


20. Von einem bösen Schuldner nimm Haferstroh.

Aehnlich die Aegypter: Von einem schlechten Schuldner nimm, und wär' es auch nur ein Stein. Weise auch nicht das Geringste zurück, was dir der böse Schuldner abschläglich auf seine Schuld bezahlen will. (Burckhardt, 235.) Reuterdahl (14) heisst es: Von dem, der faul zahlt, lass dir Pfunde schwarzen Salzes geben.

Böhm.: Od zlého dlužníka i koza bez mlíka. – Od zlého dlužníka i plévy beř. (Čelakovsky, 275.)

Dän.: Man maa tage suur sild af onde gjeldinger. (Bohn I, 388.) – Tag sort salt af en ond geldener. (Prov. dan., 223.)

Frz.: Il faut tirer d'une mauvaise païe ce qu'on peut. (Kritzinger, 498a.)

Holl.: Over des duivels ziel koopen. (Harrebomée, I, 166a.)

Ill.: Od zla dužnika i koza brez mlika. (Čelakovsky, 275.)

It.: Da cattivo pagatore piglio aceto, o vincerone. (Pazzaglia, 260, 6.) – Da cattivo pagatore togliete paglia. (Bohn I, 90.)

Lat.: Debitorem nactus improbum, auferes ab eo quicquid poteris. (Seybold, 115.)

Poln.: Od złego dłużnika i plewy bierz. (Čelakovsky, 275.) – Od złego dłuźnika i plewy brać trzeba. – Od złego dłuźnika na grzebieniu liczyč można. (Lompa, 26.)


21. Vornehme Schuldner sind schlechte Zahler. Körte, 5430; Körte2, 6788; Braun, I, 3998.

Frz.: Grand seigneur, mauvais payeur. (Masson, 308.)


22. Was man von einem bösen Schuldner erhält, gilt für Gewinn in der Welt.

Holl.: Het is al wirst, wat men van kwade schuldenaars krijgen kan. (Harrebomée, II, 264a.)


23. Wenn der Schuldner borgt, so ist er roth, und soll er bezahlen, blass wie der Tod. (Polen.)


24. Wenn der Schuldner stirbt, so muss sein Gut bezahlen.

Böhm.: Když dlužnik umře statku jeho se drž. (Rybicka, 3151.)


25. Wenn wir auch unsern Schuldnern alle Tage vergeben, so thun sie es nicht wieder.


26. Wo ein Schuldner sitzt, ist der Platz theuer.

Dän.: Den skeppe er fuld maalt som gelderen sætter sig paa. (Prov. dan., 505.)


[376]

27. Der Schuldner muss zahlen oder höflich sein.

Engl.: He that cannot pay let him pray.

Frz.: Quand on doit il faut payer ou agréer.

It.: Chi non può di borsa, paghi di bocca.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Gustav Adolfs Page

Gustav Adolfs Page

Im Dreißigjährigen Krieg bejubeln die deutschen Protestanten den Schwedenkönig Gustav Adolf. Leubelfing schwärmt geradezu für ihn und schafft es endlich, als Page in seine persönlichen Dienste zu treten. Was niemand ahnt: sie ist ein Mädchen.

42 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon