Rudeln

* Von dem hab' ich noch nit rudeln gehört. Tendlau, 1011.

Ich habe noch nie vernommen, dass die Leute Schlimmes von ihm gesagt; und so ist wol auch nicht viel an ihm, weil wol jeder einigermassen hervorragende Mensch verleumdet wird. Rudeln heisst im Jüdisch-Deutschen: übel nachreden, lästern, besonders wenn es mehr zur Unterhaltung, als aus eigentlich böser Absicht erfolgt. Man erzählt zum obigen Sprichwort: Es war einmal jemand von einem Dämon ( Ruach, s.d.) besessen. Da liess man einen Beschwörer (báal-schem, Mann des Namens, der vermittels der heiligen Namen Dämonen auszutreiben, zu beschwören versteht) kommen, um den Ruach zu vertreiben. Als der Baal-Schem ins Zimmer trat, fing der Ruach an zu lachen. »Warum lachst du?« fragte der Beschwörer. Der Ruach antwortete: »Wenn ihr Baal-Schemes beieinander seid, wovon rudelt ihr? « – »Von den Ruches.« – »Wenn wir Ruches beisammen sind, rudeln wir von den Baal-Schemes.« Von dir hab' ich nie rudeln gehört; vor dir hab' ich keine Furcht. Ueber »Rudeln« vgl. noch Tendlau a.a.O.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1757.
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