1. Das Ruder im Land ruht am besten in Einer Hand.
»Regierungsruder muss nur einer führen.« (Chaos, 970.)
[1757] 2. Das Ruder muss führen, wer es zu fuhren gelernt hat.
3. Der eine steht am Ruder1, der andere am Bug2.
1) Hintertheil des Schiffs.
2) Vordertheil des Schiffs. – Wenn mehrere gemeinschaftlich für einen Zweck wirken.
4. Es ist bös, das Ruder von einem grossen Schiffe an ein Schuttgen binden. – Winckler, V, 62.
5. Jeder muss das Ruder gebrauchen, das er hat.
Holl.: Elk moet roeien met de riemen die hij, heeft. (Bohn I, 317.)
6. Man muss keinem das Ruder geben, der es nicht führen kann.
Böhm.: Nesvĕřovati vesla tĕm, kteři na vodách nebývali. (Čelakovský, 364.)
Poln.: Szkoda tym styru zwierzać, którzy niepłyvali. (Čelakovský, 364.)
7. Mit eigenem Ruder fährt sich's am besten.
Besonders wirksam soll ein silbernes sein; damit kann man, wie die Russen versichern, über die Fälle des Dnjepr fahren.
Holl.: Het is best, op eigen riemen te drijven. (Harrebomée, II, 219a.)
8. Ohne Ruder geht der Kahn schlecht.
Junge Leute ohne gute Führung gerathen leicht auf Abwege.
It.: Mal va la barca senza remo.
9. Ohne Ruder muss man nicht ins Schiff gehen.
Böhm.: Nepouštĕj se bez vesla na moře. (Čelakovský, 248.)
10. Was nützt das Ruder, wenn niemand da ist, der es führt.
Holl.: Noch het roer aan't schip, noch de toom aan 't paard baten, zoo er niemand is, die ze kan besturen. (Harrebomée, II, 225a.)
11. Wenn das Ruder fehlt am Schiff, so geht's zu Grund am nächsten Riff.
Holl.: Zoo gij geen roer hebt aan uw schip, gij moet te grond of op een klip. (Harrebomée, II, 225a.)
12. Wer am Ruder sitzt, der führe es wohl.
Und das Ruder eines Steuermanns, sagen die Russen, muss viel Augen haben. (Altmann VI, 404.)
Holl.: Man te roer, laat het je niet ontwaaijen. – Man te roer, wacht u voor de lij. – Schipper, houd je roer regt. (Harrebomée, II, 225a.)
13. Wer das Ruder nicht führen kann, fass' es nicht an.
*14. Das Ruder ist vom Schiffe fort.
Der leitende Geist.
*15. Das Ruder liegt danach.
Es ist darauf angelegt.
*16. Das Ruder nach dem Winde wenden. (S. ⇒ Mantel 66.)
Mhd.: Ich wil daz ruoder oueh nâch den winden wenden. (Schlegel.) (Zingerle, 98.)
*17. De sitt bi'm Roder. – Dähnert, 383b.
Er hat hier das Meiste zu sagen.
*18. Die Ruder einziehen.
Dän.: Al lægge alle aarer. (Prov. dan., 4.)
Lat.: Desistere ab incoeptis. – Inhibere remos. (Faselius, 38.)
*19. Er hält das Ruder.
Leitet die Sache.
Holl.: Hij heeft het roer in de hand. – Hij houdt het roer in het water. – Hij houdt het roer vast. (Harrebomée, II, 224b.)
*20. Er hält das Ruder fest.
Gibt die Leitung nicht auf, lässt die Regierung nicht fahren.
*21. Er hält die Ruder recht.
Leitet die Sache wohl.
*22. Er hat seine Zeit am Ruder gestanden.
Seine Pflicht gethan.
*23. Er legt das Ruder über das Bord, wo er es binden will.
D.i. er nimmt einen geraden Lauf nach einem sichern Orte, leitet die Sache zur Erreichung eines sichern Ziels wohl.
*24. Er muss mit den Rudern steuern, die er hat.
*25. Er setzt ein Ruder unter das Segel.
Fördert die Sache auf jede Weise.
Holl.: Hij zet een' riem onder het zeil. (Harrebomée, II, 219b.)
*26. Er sitzt am Ruder.
Regiert.
Holl.: Hij zit aan het roer. (Harrebomée, II, 225a.)
*27. Er steckt das Ruder in den Zaun.
Lässt seinen Dienst fahren.
*28. Er steht steif am Ruder.
Bleibt bei seinem Beschluss.
Holl.: Hij staat stijf aan het roer. (Harrebomée, II, 225a.)
[1758] *29. Er weiss das Ruder zu führen.
Holl.: Hij weet het roer wel te wenden (te draaijen). (Harrebomée, II, 225a.)
30. Er will mit seinem eigenen Ruder fahren.
Seiner eigenen Meinung folgen, sich auf seine eigene Kraft stützen.
Holl.: Hij laat hem op zijne eigene ziemen drijven. – Hij roeit met zijne eigene riemen. (Harrebomée, II, 219b.)
*31. Er zieht die Ruder ein.
Beendigt eine Angelegenheit oder gibt sie auf.
*32. Es sind alle Ruder zerbrochen.
*33. Man hat ihm das Ruder aus den Händen genommen.
Holl.: Hij laat zich het roer uit de handen wringen. (Harrebomée, II, 235a.)
*34. Man sieht nicht auf das Ruder.
Ist ungehorsam, beachtet die regierende Stimme nicht.
*35. Mit diesem Ruder wird er nicht übers Haff fahren. (Ostpreuss.)
Mit diesen Mitteln den Zweck nicht erreichen, die Aufgaben nicht lösen.
*36. Mit Rudern und Segeln zugleich fahren.
Alle Mittel in Bewegung setzen. Die gesammte Kraft aufbieten.
Dän.: At lægge alle aarer om bord. (Prov. dan., 4.)
*37. Ohne Ruder schiffen. – Parömiakon, 1075.
Sich der Leitung des Zufalls überlassen.
Buchempfehlung
Die schöne Böhmin Bozena steht als Magd in den Diensten eines wohlhabenden Weinhändlers und kümmert sich um dessen Tochter Rosa. Eine kleine Verfehlung hat tragische Folgen, die Bozena erhobenen Hauptes trägt.
162 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro