Charakter, der

[1323] Der Charákter, (sprich Karákter,) des -s, plur. die Charaktēre, aus dem Griech. χαρακτƞρ. 1. Eine Figur, welche auf Papier, Erz, Steine u.s.f. gemacht wird, von χαρασσει, eingraben. In dieser Bedeutung werden nicht nur abergläubige magische Zeichen noch Charaktere genannt, sondern diesen Nahmen führen auch die Zeichen, womit Fabrikanten, Kaufleute u.s.f. ihre Waaren zu bezeichnen pflegen. Ja in der weitesten Bedeutung werden oft alle Schriftzeichen und Buchstaben mit dieser Benennung beleget. 2. Figürlich, ein jedes Merkmahl, welches eine Sache von der andern ihrer Art unterscheidet, und der ganze Umfang dieser Merkmahle, in welchem letztern Falle es nur allein im Singular üblich ist. Ein Mahler muß eine jede Sache ihrem Charakter gemäß behandeln. Alle seine Handlungen haben einen rührenden Charakter, zeichnen sich durch etwas Rührendes von andern aus. Das ist wider den Charakter eines ehrlichen Mannes. Besonders, 1) der ganze Umfang aller derjenigen Gemüthseigenschaften, welche einen Menschen von dem andern unterscheiden; die Gemüthsart. Die Denkungsart hängt von der Verschiedenheit der Begriffe ab, der Charakter von der Verschiedenheit der Neigungen. Das ist ein Zeichen eines schlechten Charakters. Brüyere hat Charaktere geschildert. Auch dasjenige in den Handlungen und der Art derselben, was eine Person von der andern unterscheidet. Der Charakter der Hand eines Mahlers, ist das Mechanische in der Behandlung, derjenige Ton des Colorites, wodurch er sich von andern Künstlern seiner Art unterscheidet. 2) Äußerliche Würde, Ehrentitel, wodurch man von andern unterschieden wird; in welchem Verstande dieses Wort nur im gemeinen Leben üblich ist, und alsdann, nach dem Muster des Französischen Caractère, den Ton auf der letzten Sylbe hat. Einen Charaktēr bekommen, d.i. einen Titel. 3) Bey den Kupferstechern bezeichnet dieses Wort die Deutlichkeit, oder Kenntlichkeit so wohl in den Muskeln, als auch in dem Umrisse. Einer Sache einen mehrern Charakter geben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1323.
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