Nantes

[210] Nantes, eine gute Handelsstadt an der Loire in Oberbretagne, nach der neuen Französischen Geographie im Departement Nieder-Loire, worin sie der Hauptort ist, mit einem Hafen und 100,000 Einwohnern. Sie war noch kürzlich der Sitz eines Bischofs, einer Zeichenschule und einer Seeakademie, und hatte vor der Revolution Zuckersiedereien, wichtige Tuchmanufacturen und starke Handlung, besonders mit Westindischen Producten. Durch die Revolution hat sie außerordentlich gelitten. Nach den Vorfällen in Paris vom 31. Mai und 2. Jun. 1793, welche den Sieg der Jacobiner entschieden (s. die Gironde S. 106.) und mehrere Departemente zum lautesten Unwillen reitzten (s. Lyon), stand auch Nantes gegen den National-Convent auf, bereute aber nach vollendeter neuen (zweiten) Constitution ihre Widersetzlichkeit, und schloß sich, [210] nebst den ebenfalls empörten Städten Rennes, Caen u. Bordeaux, von neuen an denselben an. Es litt jedoch auf eine schreckliche Art durch die Gräuelthaten des dasigen Revolutions-Ausschusses. Dieser übte die schauderhaftesten Grausamkeiten mit Vorwissen und auf Befehl des schändlichen Carrier (der sich als Commissar in jenen Gegenden aufhielt; s. diesen Art.) aus, welche erst durch den Prozeß der 94 Nanteser, die i. J. 1794 als Schlachtopfer der Guillotine nach Paris gebracht, aber nach Robespierreʼs Sturz frei gesprochen wurden, in ihr volles Licht gesetzt worden sind. Während des Kriegs der Chouans litt Nantes ebenfalls sehr durch diese, da es eine Gränze ihres Kriegsschauplatzes ausmachte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 210-211.
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