Nantes

[665] Nantes (spr. Nangt), 1) Arrondissement im französischen Departement Loire inférieure; 35,25 QM., 215,000 Ew.; 2) Hauptstadt des Departements u. Arrondissements, an der Loire (mit 12 Brücken), der Sèvre u. Erdre, noch 10 Meilen vom Atlantischen Ocean entfernt; mit schönen Quais u. öffentlichen Plätzen, Hafen (jedoch kommen die größeren Schiffe von 100 Tonnen auf der Loire nur bis Paimboeuf); Sitz eines Suffraganbischofs u. des Präfecten, der Departementalbehörden, eines Tribunals, eines Handelsgerichts, Instanz von 6 Friedensgerichten; Kathedrale (Grabmal des letzten Herzogs von Bretagne, Franz II.), 16 andere Kirchen, festes Schloß, Rathhaus, Präfecturpalast, Theater (brannte 1856 ab), Börse, Münze, Gesellschaft der Künste u. Wissenschaften, Gewerbschule, Lyceum, Chemisches Laboratorium, Schule für Chirurgie u. Anatomie, für Schifffahrtskunde, für Hebammen, mehre Bibliotheken, Museum, mit Kunstsammlungen u. Naturaliencabinet, Botanischer Garten, 3 Salles d'Asyle (Kleinkinderbewahranstalten); Hospitäler (Hôtel Dieu u. großes Hospital St. Jacques), Getreide- u. Leinwandhalle, Fabriken in Baumwollentüchern, Twist, Kattun, Hüten, Leder, Marokin, Flanell, Zucker, Seilerwaaren (bes. Taue), Pfeifen, Porzellan, Fayence, Glocken, Kanonen, Glaswaaren, Weinessig, gebrannten Wassern, Bürsten, Leinwand, Eisen- u. Kupferwaaren; Schiffs- u. Dampfmaschinenbau, Fischerei auf Sardellen, Salzschlämmerei, ansehnlicher Handel mit den Fabrikaten u. Landesproducten, Colonialwaaren, bes. mit Afrika u. Amerika; N. ist durch Eisenbahn über Tours u. Orleans mit Paris, Lyon etc. verbunden; 1856: 108,000 Ew. – N. ist die alte Civitas Namnetica (C. Namnetum, Condivincum), die Stadt der Namneter im Lugdunensischen Gallien. 879 eroberten die Normannen N. u. wurden erst 952 wieder vertrieben; 1388 wurde N. von den Engländern eingenommen u. zerstört. Im Mittelalter war N. die Residenz der Grafen u. Herzöge von Bretagne. 1460 wurde die Universität vom Herzog Franz II. von Bretagne gestiftet, welche in der Revolution in die noch vorhandenen gelehrten Anstalten verwandelt wurde. Am 13. April 1598 wurde in N. das berühmte Edict von N. von König Heinrich IV. gegeben, wodurch den Protestanten in Frankreich Religionsfreiheit gestattet wurde (s.u. Hugenotten), welches jedoch 23. Oct. 1685 widerrufen ward. Hier fanden die berüchtigten Noyaden (s.d.) während 1793 u. 94 Statt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 665.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: