[26] Adōnis war der griech. Sage zu Folge ein schöner Jüngling, den die Göttin der Liebe, Venus, zu ihrem Lieblinge erwählte. Mit der zärtlichsten Sorgfalt begleitete sie den beherzten Jäger durch die rauhen Wälder, ihn vor den [26] drohenden Gefahren warnend. Er achtete aber darauf nicht und ward, als er einst einen Eber gefehlt, von diesem tödtlich verwundet. Die Göttin eilte sogleich herzu, wobei sie mit dem Blute ihrer Füße, durch die Dornen der Rosengebüsche geritzt, deren Blumen roth färbte, die bis dahin nur weiß geblüht hatten, aber vergebens; sie fand den Jüngling schon entseelt und konnte nichts weiter thun, als durch ihre Bitten den Vater der Götter bewegen, daß A. die Hälfte des Jahres im Olymp bei ihr verweilen durfte, während er die übrige Zeit in der Unterwelt zubrachte. – Die griech. und röm. Dichter schmückten diese Sage verschiedentlich aus, durch welche der frühe Tod der Liebe angedeutet werden soll. – Nicht im Einklange mit diesem Sinne wird jetzt ein süßthuender Herr, der durch Zierlichkeit Liebe einflößen will, Adonis genannt, und scherzweise von ihm gesagt, daß er sein ganzes Wesen adonisirt habe.