[708] Ewald (Johannes), ein im lyrischen und tragischen Fache vorzüglich ausgezeichneter dän. Dichter, geb. 1743 zu Kopenhagen, wo er auch nach im 15. Jahre zurückgelegter Schulbildung Theologie studiren sollte. Allein wie schon in früher Jugend einige Märtyrergeschichten den lebhaften Wunsch nach dem Märtyrertode in ihm erregt, wie später das Lesen des »Robinson Crusoe« ihn vermocht hatte, den Seinigen einmal heimlich zu entweichen, um wo möglich Robinson nachzuahmen, so verlockte ihn jetzt Friedrich's des Großen Ruhm, [708] sich während des siebenjährigen Krieges für das preuß. Heer anwerben zu lassen. Da er aber nicht den Husaren, wie ihm versprochen war, sondern dem Fußvolke zugetheilt wurde, desertirte er zu den Östreichern, wo er es zum Offizier würde gebracht haben, wenn er den Übertritt zur katholischen Kirche nicht verweigert hätte. Aus diesem Verhältniß durch seine Familie befreit, widmete sich E. in Kopenhagen wieder der Theologie, ward aber durch die Verheirathung eines von ihm leidenschaftlich geliebten Mädchens abermals dieser Laufbahn entfremdet. E. war schon 22 Jahre alt, ohne sich des in ihm verborgenen dichterischen Talentes bewußt zu sein, wozu ihm der Tod König Friedrich V. (1766) verhalf. Mit Andern zufällig aufgefodert, eine Trauercantate zu dichten, brachte er etwas so Ausgezeichnetes zu Stande, daß er die Aufmerksamkeit aller Kenner und Freunde der Dichtkunst auf sich zog und von ihnen ermuntert, auch unterstützt, sich zu einem der ausgezeichnetsten Dichter seines Vaterlandes heranbildete. Was ihm an Unterstützung zufloß, reichte aber nicht für seinen Lebensbedarf aus, den er sich theilweise durch Gelegenheitsgedichte zu erwerben suchen und dabei neben oft empfindlichem Mangel, auch noch mit der Gicht ringen mußte, die er sich durch sein früheres unregelmäßiges Leben zugezogen hatte. Als endlich seine Umstände sich zu bessern anfingen, ereilte ihn 1781 ein früher Tod, bevor noch die von ihm begonnene Gesammtausgabe seiner Dichtungen vollendet war.