[10] Farrn oder Farrnkräuter sind Gewächse, bei denen die Blattbildung so vorherrscht, daß die Früchte, die sich, ohne daß eine bemerkbare Blütenbildung vorherging, entwickeln, in den meisten Arten unmittelbar auf der Unterseite des Laubes sich befinden. Der Stamm ist gewöhnlich sehr unvollkommen und kriecht nur wenig tief unter der Erde oder auf derselben und auf Bäumen fort, und wird fälschlich für die Wurzeln angesehen; die eigentlichen Wurzeln entspringen als dünne Fäden aus demselben. Nur bei einer geringen Anzahl von Arten der heißen Erdzone wird er aufrecht zuweilen gegen 40 F. hoch und verschafft diesen baumartigen Farrn das Ansehen der Palmen. Die Blätter, hier Wedel genannt, kommen in den mannichfaltigsten Formen und Zusammensetzungen vor; sie sind ganz einfach, eingeschnitten, getheilt, gefiedert oder vielfach zusammengesetzt; bald sehr klein und zart, bald sehr groß und starr, alle Zwischengrößen umfassend. Vor ihrer Entwickelung sind sie und ihre einzelnen Theile spiralförmig aufgerollt. Da diese Wedel überhaupt die vorzüglichsten und entwickeltsten Theile sind, so erscheinen die Farrn auch selbst in den verschiedensten Größen; bald sind es kleine moosähnliche Pflänzchen, bald strauchähnliche große Gewächse. Die auf der Unterfläche der Wedel sich entwickelnden Kapseln sind sehr vollkommen organisirt und häufig mit einem gegliederten Ringe umgeben, sie springen unregelmäßig auf und stehen in Häuschen oder Linien vereinigt, die oft mit einer dünnen Haut bedeckt sind. Bei mehren Arten verkümmert durch ihre Entwickelung das Laub, und die unfruchtbaren Wedel sind dann scheinbar von den fruchtbaren sehr verschieden. Die Farrn lieben Feuchtigkeit, Schatten und Wärme und finden sich deshalb am häufigsten in der heißen Zone, vorzüglich auf den Inseln. Von den 2000 bisjetzt bekannten Arten finden sich nur gegen 70 in Deutschland, auch diejenigen mit gezählt, die man neuerdings mit Recht von dieser Familie getrennt hat. Nach den aufgefundenen fossilen Überresten, die vorzugsweise der Steinkohlenformation angehören, war die Vorwelt reich an Farrn, und besonders an baumartigen. Für die Ökonomie des Menschen sind nur wenige Arten von Wichtigkeit. Die Stämme einiger baumartigen Farrn geben durch ihr Mark den Südseeinsulanern Nahrung, und die peruanische Calaguala und unser deutscher Wurmfarrn, auch Farrnkrautmännchen genannt, enthalten in ihren kriechenden Stämmen ein vorzügliches Mittel gegen Bandwürmer. Auch mehre andere Arten werden in der Medicin angewendet. Der Samenstaub des Bärlapp, auch Blitzpulver, Hexenmehl, wird als Mittel gegen Aufreibungen und wunde Stellen der Haut aufgestreut. Die Stengel einer Art Schachtelhalms dienen zum Poliren. Die letztgenannten Gewächse werden jedoch jetzt zu andern Familien gerechnet.