Hute

[430] Hute, die bekannte Kopfbedeckung, welche schon im Alterthume getragen wurde. Das gewöhnlichste Material, aus welchem man sie zu verfertigen pflegt, ist Filz, doch hat man auch Hüte von Seide, Bast, Stroh, Holz, Kork, Leder, Fischbein u.s.w. Die Frauenhüte sind gewöhnlich von seidenem oder baumwollenem Zeuche oder von Stroh oder Bast. Kein Theil der männlichen und weiblichen Kleidung ist so vielfach dem Wechsel der Mode ausgesetzt, als der Hut. Seine beiden wesentlichen Bestandtheile sind die Kappe und der Rand oder die Krempe. Jene dient zur Bedeckung des Hauptes, dieser zum Schutz des Gesichts, besonders der Augen gegen Sonnenstrahlen, Staub u.s.w. Die Form der Kappe und die Stellung des Randes gegen dieselbe sind es, woran die Mode ihre Willkür geltend macht. Als Urform kann man den Hut mit halbkugelförmiger Kappe und breitem Rande annehmen. An diesem schlug man bald den vordern Theil des Randes in die Höhe, dann klappte man den vordern und hintern Theil auf, die Kappe wurde dabei mehr zusammengedrückt und es entstand der Klapphut. Wurde der Rand des Huts in drei Theilen emporgeschlagen, so hatte man den Dreistutzer. Später kamen die Hüte mit schmalem Rande und cylinderförmiger Kappe auf, aber auch an dieser Art von Hüten wurden unzählige Abänderungen in Bezug auf Form des Randes und der Kappe angebracht. Das bisher Gesagte gilt von den Mannshüten, noch vielgestaltiger ist die Mode in Bezug auf die Frauenhüte, welche im Allgemeinen einen größern, besonders nach vorn über das Gesicht sich ausdehnenden Rand haben. Auch die Art und Weise, wie man die Hüte ausgeschmückt hat, ist im Laufe der Zeit sehr vielfach abgeändert worden. Namentlich hat man sich der Federn (Federbüsche und Besätze mit Federn) zur Verzierung der Hüte bedient und in dieser Beziehung, besonders früher, unglaublichen Aufwand getrieben. Von König Heinrich VIII. von England wird erzählt, daß er beim Einzuge in Boulogne einen Federbusch aus acht indischen Vogelfedern trug, von denen jede 41/2 F. lang war und deren Werth man für hinreichend hielt, falls der König in Gefangenschaft gerathen wäre, für ihn als Lösegeld zu dienen. Auch Liebespfänder, Baumzweige, Tressen, Blumen, Bänder und in neuerer Zeit Cocarden sind als Hutschmuck getragen worden. Zur Bereitung der Filzhüte nimmt man bekanntlich Haare. (S. Filz.) Die Strohhüte werden in vielen Gegenden, am schönsten aber in Toscana, gearbeitet. Das Stroh wird gewaschen und durch Schwefeldämpfe gebleicht, mit Hülfe eines eingeschobenen Drahtes gespalten, im Wasser erweicht, in Bänder geflochten und endlich zu Hüten zusammengenäht.

Statt des Helms oder der Krone kommen Hüte häufig in Wappen vor. Die geistlichen Hüte sind rund mit breitem Rande. Der Cardinalshut ist roth und auf jeder Seite mit 15 herabhängenden Quasten geschmückt; der erzbischöfliche Hut ist grün und hat zehn Quasten auf jeder Seite; ebenso gefärbt ist der Bischofshut, der jedoch nur sechs Quasten hat, während die päpstlichen Pronotarien schwarze Hüte mit drei Quasten haben. Weltliche Hüte sind die Fürstenhüte, rothe Mützen mit breiter Hermelineinfassung. Obenauf steht ein Reichsapfel, ein Kreuz oder auch nur ein [430] Hermelinschwanz. Zuweilen sind auch Reisen oder Bogen wie bei Königskronen angebracht. Die Erzherzöge von Östreich zeichnen sich durch eine eckige Verbrämung und durch einen mit Perlen besetzten Bogen aus, auf welchem der Reichsapfel ruht. Die schweiz. Eidgenossenschaft hat im Wappen der vereinigten Cantone einen großen runden Hut als Symbol der Freiheit. Diese Bedeutung des Huts ist alt, denn schon in Rom war es den Sklaven verboten, Hüte zu tragen, und nur am Feste der Saturnalien, wo sich die Ordnung der Dinge umkehrte, der Diener den Herrn spielte, durften sie das Haupt mit dem Hute bedecken.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 430-431.
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