[35] Malerfarben werden die theils natürlichen, theils künstlichen Erzeugnisse genannt, welche man bei den verschiedenen Arten der Malerei als färbende Mittel anwendet. Die meisten stammen aus dem Mineralreiche her, heißen deshalb Mineralfarben und sind Verbindungen von Metallen mit Sauerstoff, also Oxyde oder Metallkalke, geschwefelte Metalle und Metallsalze. Von den ersten gibt z.B. das Eisen die verschiedenen Arten Ocher, Erde von Siena, Umbra; das Blei die Mennige und das Massicot; das Kupfer Bergblau und mehre Arten Grün. Schwefelhaltige Mineralfarben sind vom Arsenik das Rauschgelb (Auripigment oder Operment); vom Quecksilber der Zinnober; salzige und salzähnliche das Bleiweiß, Kasseler-Gelb und kremnitzer Weiß vom Blei; vom Kupfer das braunschweiger [35] Grün, das Scheele'sche Grün u.s.w. Da die Malerkunst ihre Farben zur Erreichung ihrer Zwecke nur auftragen und befestigen und den zur Grundlage dienenden Stoff nicht damit durchdringen, sondern blos dessen Oberfläche bedecken will, so eignen sich die Mineralfarben für ihren Gebrauch ganz besonders, und von ihr zu verwendende Farbestoffe aus dem Pflanzen- oder Thierreiche, Saftfarben genannt, welche für sich nur durchsichtige Farben geben, werden daher zuvor mit mineralischen Stoffen, meist Zinn und Alaun, verbunden, sodaß sie aufhören, durchsichtig zu sein, und erhalten nun den Namen Lackfarben. Zu ihnen gehören der Karmin, der florentiner und wiener Lack, das Krapp- und Fernambukroth, Quercitron- und Waugelb, das Saftgrün, der Indigo. Vor dem Gebrauch in der Malerei werden die Farben mit einer wässerigen (Milch, Gummiauflösung, Seifenspiritus) oder fettigen Flüssigkeit (Mohn-oder Leinöl) angerieben, welche leicht trocknet und die Farbe nicht verändert, was also, je nachdem es die verschiedenen Zweige der Malerei erfodern, mit Umsicht geschehen muß; für die Ölmalerei sind Mineralfarben die zweckmäßigsten, indem die Lackfarben durch das Öl dunkler werden. Auch die Porzellan-und Glasmalerei kann blos metallische Farben benutzen, welche im Feuer beständig sind, weil sie eingebrannt werden müssen, und der Nickel gibt hier grüne, zinnhaltiges Gold eine rubin- und purpurrothe, der Kobalt eine blaue, Uran eine gelbe Färbung. Auch die Wachsmalerei oder Enkaustik (s.d.) bedient sich fast ausschließlich der Mineralfarben.