Roué

[755] Roué Man gibt diesen Namen Männern, welche dem Treiben der genußsüchtigen großen Welt Grundsätze und Sittlichkeit aufgeopfert und die Fähigkeit erworben haben, mit sogenannten seinen Manieren oder mit einem gewissen Anstand Alles zu thun, was Vergnügenslust und Thorheit eingeben, es mag so unmoralisch sein wie es will. Eigentlich bedeutet dieser franz. Ausdruck ein Geräderter und kam im obigen Sinne durch Philipp, Herzog von Orleans und während der Minderjährigkeit Ludwig XV. Regenten von Frankreich, auf, welcher die vertrauten Genossen seiner ausschweifenden Lebensweise als Leute damit bezeichnete, die zwar nicht als Verbrecher in gemeiner Form, allein doch auch als Höflinge gerädert zu werden verdienten, da sie im Rausche und um ihrem Fürsten eine Kurzweil zu verschaffen, durchaus nichts für unerlaubt hielten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 755.
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