Scholien

[102] Scholien heißen die kurzen Erklärungen, welche zur Zeit des Verfalls der griech. Sprache gelehrte Grammatiker zu Alexandrien über griech. Schriftsteller, hauptsächlich über Dichter in derselben Sprache schrieben, die davon Scholiasten, Scholiographen genannt werden. Die Scholien entstanden als Randbemerkungen zu den Handschriften, und sie enthalten mythologische, geographische, geschichtliche und andere die Alterthumswissenschaft betreffenden Notizen, sind aber auch Wort- und Spracherklärungen und geben Hindeutungen auf verschiedene Lesarten und Ansichten anderer berühmter Grammatiker, weshalb sie dem Philologen bei dem Geschäfte der Auslegung und Kritik des Textes von großer Wichtigkeit sind. Gesammelt aus den verschiedenen Büchern wurden die Scholien erst im Mittelalter, als nach der Eroberung Konstantinopels durch griech. Gelehrte das Studium der griech. Sprache in Italien wieder auflebte. Ebenso gibt es, doch in geringerer Anzahl, Scholien über die röm. Dichter.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 102.
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