[239] Speckbacher (Joseph), einer der Hauptführer des tiroler Aufstandes vom Jahre 1809 und würdig, neben Andreas Hofer (s.d.) genannt zu werden, wurde geboren 1768 in dem tirolischen Dörfchen Rinn, zwischen Innsbruck und Hall, und zeichnete sich von Jugend auf durch Stärke und Gewandtheit des Körpers aus. Dabei glühte seine Seele von Liebe zur Freiheit und zum Vaterlande, und empfand den tiefsten Schmerz über die Unterwerfung Tirols (s.d.) unter den bair. Scepter. Ein Vertrauter Hofer's bethätigte er sich bei der Leitung der Vorbereitungen zum Aufstande, und verließ, als der entscheidende Tag gekommen war, sein kleines väterliches Erbgut, um sich an die Spitze einer Truppenabtheilung der Vaterlandsvertheidiger zu stellen. Mit dieser überrumpelte er am 12 Apr. 1809 die bair. Garnison der Stadt Hall und zwang die aus Innsbruck heranziehende bair. Cavalerie sich gefangen zu geben. Von nun an fehlt S.'s Name bei keiner der Hauptschlachten und bei keiner der Unternehmungen, die Entschlossenheit und Verwegenheit erfoderten; ihm zur Seite focht sein zehnjähriger Sohn. Besonders erwähnen wir der Schlachten [239] bei Innsbruck und bei Loser. Bei Melleck wurde er am 16. Oct. durch Übermacht geschlagen, sein Sohn gefangen, und er selbst entging diesem Schicksale nur durch seine Schnelligkeit und seine Kenntniß des Landes. Auch nach dem wiener Frieden nährte S. noch die Hoffnung, den Aufstand wiederaufleben und das Land seinem angestammten Herrscherhause erhalten zu sehen. So flüchtete er lange, ungebrochenen Muthes, über die unwegsamen Berge seines Vaterlandes, und kämpfte mit allen Beschwerden und Gefahren. Erst im Mai 1810 wandte er sich nach Wien, das er glücklich erreichte. Hier wurde er mit Auszeichnung behandelt und erhielt eine Pension. Das Jahr 1813 brachte auch Tirol dem östr. Kaiserhause wieder zu, und als 1814 dem Kaiser Franz die feierliche Erbhuldigung geleistet wurde, war S. Anführer der bewaffneten Schützenmannschaft. Er wurde darauf zum Major ernannt und starb, bald nachdem er von einer Reise nach London zurückgekehrt war, im J. 1820. Seine Witwe und Kinder erhielten vom Kaiser Pension.