Taschenspieler

[366] Taschenspieler pflegt man diejenigen Leute zu nennen, welche sich öffentlich mit Kunststücken sehen lassen, die ihnen den Schein geben, als wären sie im Besitz übernatürlicher Kräfte und eines übernatürlichen Wissens. Diese Künste beruhen auf Gewandtheit, auf Geschicklichkeit, die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf gleichgültige Nebenhandlungen so zu lenken, daß sie das dem Zwecke gemäße Thun des Künstlers übersehen, und auf Kenntnissen in der Chemie, Physik und Mechanik, welche man in ihrer Anwendung zu dergleichen Kunststücken natürliche Magie (s. Magie) genannt hat Die Taschenspieler selbst nennen sich daher auch lieber Künstler der natürlichen Magie. Der Name Taschenspieler ist aber von ihrer Geschicklichkeit entstanden, mit welcher sie Gegenstände in die Taschen der Zuschauer und aus denselben herauspracticiren, auf welcher Geschicklichkeit ein großer Theil ihrer Künste beruht. In Martius' »Unterricht in der natürlichen Magie«, umgearbeitet von Wiegleb und Rosenthal (20 Bde., Berl. 1786–1805) sind eine Menge von solchen Kunststücken zusammengestellt und enthalten. Die Taschenspieler sind der letzte Überrest der alten Zauberer und Magiker, indem sie sich von diesen nur dadurch unterscheiden, daß sie selbst die Natürlichkeit ihrer Künste eingestehen. Ungebildete Menschen sind noch geneigt, ihnen den Besitz übernatürlicher Kräfte zuzuschreiben. Als ausgezeichneter Taschenspieler wird noch jetzt Philadelphia genannt, welcher zu Ende des vorigen Jahrh. großes Aufsehen machte. In neuerer [366] Zeit haben sich Bartolomeo Bosco und Döbler Ruf als Taschenspieler erworben. Verwandt sind die Taschenspieler mit den Jongleurs (s. Gaukler), nicht jedoch mit den Äquilibristen. (S. Äquilibristik.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 366-367.
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