[650] Walpurga oder Walburga (die Heilige) wird für eine Tochter des Königs Richard von England und Schwester des ersten Bischofs von Eichstädt, des h. Wilibald, sowie die Schwestertochter des h. Bonifacius, Apostels der Deutschen, gehalten. Gleich ihrem Bruder und Oheim ging sie um die Mitte des 8. Jahrh. nach Deutschland, um die christliche Religion zu verbreiten und wurde, nach einem vorgängigen Aufenthalte im Kloster Bischofsheim, Äbtissin des von ihrem Bruder neugestifteten fränk. Klosters Heidenheim, soll auch eine lat. Beschreibung der Reisen des h. Wilibald verfaßt haben, was für ihre ausgezeichnete Bildung sprechen würde. Ihrer Verdienste wegen wurde sie nach ihrem gegen 780 erfolgten Tode heilig gesprochen und ihr besondere Schutzkraft gegen Zauberei zugeschrieben. In den deutschen Kalendern trägt der 1. Mai ihren Namen bald allein, bald in Gemeinschaft mit denen der Apostel Philippus und Jacobus, und die durch die vorgebliche Hexenfahrt nach dem Brocken (s.d.) und andern Bergen berüchtigte Nacht vorher heißt davon Walpurgisnacht. Diese Hexenfahrt zu stören, und die Zusammenkünfte der Unholde abzuwehren, lief man in dieser Nacht mit brennenden Reißbündeln und Strohwischen, die auf Stangen gesteckt wurden, im Freien umher und auf die Berge, und später schoß man in gleicher Absicht mit Feuergewehr, was aber Alles in neuerer Zeit, als eine Veranlassung von Unfug und Störung der nächtlichen Ruhe, policeilich verboten ist. Die Gebeine der h. W. sollen in einer Grotte im Benedictinerkloster zu Eichstädt begraben liegen und ihrem Einflusse schreibt der Aberglaube die von der Grotte ausgeschwitzte Feuchtigkeit zu, nennt sie deshalb Walpurgisöl, obgleich sie keine öligen Eigenschaften besitzt, und wendet sie in dortiger Gegend noch als ein Heilmittel gegen mancherlei Krankheiten der Hausthiere an.