Weichsel

[677] Weichsel (die), lat. Vistula, poln. Visla, ist ein über 125 M. langer, 98 M. weit schiffbarer Strom, welcher zu den Hauptflüssen von Polen und Preußen gehört und am Hauptrücken der Beskiden, dem westl. Theile der Karpaten, im Kreise Teschen des östreich. Schlesiens 2000 F. über dem Meere entspringt. Drei Quellbäche vereinigen sich oberhalb des Dorfes Wisla und führen von hier an den Namen der W., welche bald auf eine Strecke die Grenze zwischen preuß. und östr. Gebiet, dann die des Freistaats Krakau macht, wo sie schon schiffbar wird. Nachdem sie noch in nordöstl. Richtung auf galiz.-poln. Grenze hingeflossen, wendet sie sich nördl. durch Polen und Preußen dem baltischen Meere zu, in welches sie in mehren Armen mündet. Sie theilt sich nämlich unterhalb Marienwerder bei Montau in zwei Arme, wovon der östl., die Nogat, durch den 1/2 M. schiffbaren Krassuhlkanal mit dem eine Meile schiffbaren Flusse Elbing verbunden, bei Elbing ins frische Haff mündet. Der westl. gehende als W. spaltet sich bei Fürstenwerder abermals und fließt mit einem Arme östl., der als elbinger Weichsel mit 14 Mündungen ebenfalls ins frische Haff geht, mit dem andern aber als danziger W. westl. und ergießt sich bei Weichselmünde unterhalb, sowie durch einen erst 1840 gebildeten neuen Ausfluß oberhalb Danzig ins Meer. Über die W. führen 42 Brücken und ihre Breite beträgt bei Thorn 1000 Schritte; von wichtigen Nebenflüssen nimmt sie auf aus Galizien: den Dunajec, Wisloka, San; in Polen den Bug, Narew, Wrka, Pilica, Bzura; in Preußen die Brahe, Drewenz und Motlau. Die W. ist die natürliche Ausfuhrstraße eines Theils von Galizien, von Polen und Westpreußen für Landesproducte, namentlich Getreide und Holz. Für Preußen ist sie auch durch die ungemein fruchtbaren Niederungen wichtig, welche sich längs ihres Laufes hin erstrecken.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 677.
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