[573] Runen (vom got. rûna, Geheimnis), die ältesten Schriftzeichen der Germanen, sollen aus dem Kapitalalphabet der ältesten röm. Kaiserzeit gebildet sein. Man unterscheidet ein älteres, allen german. Stämmen gemeinsames Alphabet von 24 Buchstaben (bis zur Mitte des 7. Jahrh. in Gebrauch) und ein jüngeres in Skandinavien (bis Ende des Mittelalters) gebräuchliches von 16 (später bis 27) Buchstaben. Die R., mit dem eintretenden Christentum verdrängt, dienten ursprünglich, in Stäbchen (Runenstäbe) eingeritzt, religiösem Zweck, Zauberzeichen etc.; erst später wurden sie eigentliche Schriftzeichen (Runeninschriften, Runendenkmäler [Tafel: Literatur I, 8]). – Vgl. W. Grimm (1821 u. 1828), Liliencron und Müllenhoff (1852), Wimmer (deutsch 1887), Henning (1889). Sammlung der nordischen R. von Bugge (1891 fg.), der dänischen von Wimmer.