Arachne

[265] Arachne. Die Tochter eines Färbers zu Kolophon, Namens Idmon, die von Pallas selbst die Kunst gelernt hatte, äußerst vortrefflich zu weben, so daß sie endlich, von der Bewunderung, die ihren kunstvollen Arbeiten zu Theil wurde, stolz gemacht, es wagte, Pallas zu einem Wettstreit aufzufordern. Die Göttin, der fleißigen Schülerin immer noch zugethan, erschien ihr in Gestalt einer alten Frau, und warnte sie, aber vergeblich; Arachne fertigte eine herrliche Weberei, und war so kühn, darauf die geheimen Liebesgeschichten der Götter darzustellen. Da zürnte die Göttin heftig, zerriß das Gewebe, an dem sie hinsichtlich der trefflichen[265] Ausführung keinen Tadel finden konnte, und schlug die stolze Jungfrau mit dem Weberschiffchen. So gedemüthigt, erhing sich Arachne vor Scham. Pallas rief ihr entflohenes Leben zurück, und verwandelte ihren Leib in eine Spinne. Dieses ist eine etymologische Mythe, wie es viele gibt. Arachne heißt in der griechischen Sprache eine Spinne, und deren kunstreiches Gewebe gab dem Dichter den Stoff zu einer so poetischen Fabel. Den Alten lebte die ganze Natur, und wahr und schön sagt in seinem Gedicht: die Götter Griechenlands, unser unsterblicher Schiller:

»Alles wies den eingeweihten Blicken

Alles eines Gottes Spur.«

–ch–

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 265-266.
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