[18] Cotillon, der Haupttanz eines Balles und gewöhnlich auch der letzte und am längsten dauernde. Er übt auf leidenschaftliche Tänzer und Tänzerinnen einen unbeschreiblichen Reiz aus; denn hier darf die Dame zu den verschiedenen Touren unter den anwesenden Herren oft ihren Tänzer selbst wählen, und zarte Aufmerksamkeit, Neigung, Galanterie kann sich auf sinnige Weise kund[18] geben, wie denn auch umgekehrt in der Spannung der Herren und in der Erwartung, von welcher Dame und wie oft sie gewählt werden, viel Bedeutungsvolles und Anziehendes liegt. Der Cotillon ist nicht ein Tanz der wilden Leidenschaft, sondern der geselligen, oft innigen, stets heiteren Conversation. In ihm waltet eine ruhige Lieblichkeit, er hat nichts Einförmiges, er wechselt stets ab mit Hoffnung, Erwartung, Gewährung, Täuschung. Aber schon der nächste Moment heilt die Wunde, welche getäuschte Hoffnung schlug Sonnenblick folgt auf Sonnenblick, und leicht beschwingt flattert die Wolke vorüber. Der wechselnde Takt, die reizende Verschlingung der Touren, läßt keine Sorge zu. Er ist ein Gang durch Blütenlauben: hier begegnet uns eine freundliche Erscheinung, ein lächelndes Antlitz, und knüpft auf kurze Zeit sein Loos an das unsrige, um bald einer neuen Raum zu lassen; dort aus Blütenhecken kehrt die Erste wieder, gaukelt mit uns durch ein prangendes Labyrinth, wo Blicke leuchten, rosige Wangen lächeln und die Wellen der Töne tragen so den Tänzer fort durch die Blumenlauben, bis er im seligen Rausche verschwimmt, die Musik endet und die leuchtenden Erscheinungen verschwinden. Der Cotillon ist kein sinnlicher Tanz, kein Tanzexercitium; er ist der Tanz vergeistigt, voll seelenvoller Beziehung, die Fantasie anregend, eine poetische Welt voll des buntesten Wechsels, reich an Gemüthsbewegungen, voll Einzelnheiten und doch eine große Harmonie und harmonisch endend, wie ein schöner Traum.