Gauchos

[330] Gauchos heißen die Bewohner der mittleren Ebene der Pampas in der argentinischen Republik (s. Amerika). Sie sind Nachkommen spanischer Einwanderer, die sich in den unermeßlichen Grasebenen der Viehzucht widmen und eine Art partriarchalisches Leben führen. Der Gaucho liebt, wie der Beduine der afrikanischen Wüste, die Freiheit über Alles, wie jener jagt er auf wilden Rossen durch die unabsehbaren Ebenen, gefällt sich in wilden Kämpfen, und legt sich die größten Entbehrungen und Beschwerden auf. Eine Hütte, von einer Einzäunung für die Herde umgeben, ist sein Haus, Häute bilden sein Lager und seine Kleider, ein Pferdekopf ist sein Sitz und Nachts für sein Haupt das Pfühl. Aber der Gaucho hat nur das Wilde der Romantik des Arabers in seinem Charakter, ihm fehlt die Milde, die Gastfreundschaft, die Poesie des Beduinen; er ist wild, düster, mißtrauisch, verschlossen. Sein inneres Leben leuchtet nur da mit Blitzeshelle auf, wo es der Thierhetze oder dem Kampfe gilt. Der Gaucho, der oft aus edlem spanischen Blute stammt, hat den Stolz seiner Abkunft erhalten und ihn auf schroffe Weise mit seiner Wildheit gepaart. – Und dennoch liegt in seinem Gemüthe eine Kraft und Hoheit, die der Veredlung fähig ist. Wenn sie meist in großer Anzahl nach Buenos-Ayres oder einer anderen Stadt kommen, so macht ihre Erscheinung auf den Fremden einen höchst seltsamen Eindruck. Diese grotesken, sonnenverbrannten Gestalten, das rohe Pferdegeschirr, der große Strohhut, der bunte Poucho, welcher in der Luft flattert, die engen Steigbügel, die nackten Beine, das Alles gewährt eine[330] Gruppirung, zu der nur die Wildniß die richtige Staffage bildet.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 330-331.
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