Gespenster

[418] Gespenster. Der Aberglaube hat sich zu allen Zeiten abenteuerliche Bilder erdacht und Schreckgestalten ersonnen. Langen Winterabenden, gesprächigen Rockenstuben, übertriebenen Erzählungen, Romanen und Mährchen verdanken wir diese fabelhaften Wesen, Luftgewebe und Schatten, die – wie man sagt – bei Nacht umhergehen, Berg, Thal, Hain, Flur, Kirchhöfe und altes Gemäuer beleben. Aus erhitzter Phantasie entsprungen, der List willkommen und vom Betrug benutzt, haben sie oft zur Unzeit bei Kindern, Furchtsamen und Beschränkten einigen Glauben erhalten, während der Aufgeklärte die Ueberzeugung hegt, daß das Unerklärliche meist seinen Grund in einer aufgeregten Gemüthsstimmung hat.

K.

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Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 418.
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