[261] Lamartine, Alphons von, Alphons von, einer der größten Dichter Frankreichs, wurde zu Macon 1790 geb., genoß eine ausgezeichnete Bildung und durchreiste zwei Mal Italien. Nach der Restauration der Bourbons diente er eine Zeit lang in der königl. Leibgarde, verließ aber in den hundert Tagen seinen Posten und widmete sich später den Staatswissenschaften. 1820 wurde er Gesandtschaftssecretair in Neapel, befand sich in gleicher Eigenschaft in London und 1825 in Florenz, zog sich aber bald darauf gänzlich von den Geschäften zurück und lebte nur den Musen. Seine, »Méditations poétiques« (1820) machten ungemeines Aufsehen durch die Zartheit der Erfindung, glühende Schwärmerei und Schönheit der Bilder. Ihnen folgten »Nouvelles méditations,« »Harmonies poétiques et religieuses,« welche ein gleich glänzendes Resultat hatten und bald in's Deutsche und Englische übersetzt wurden. Lamartine's neuestes Hauptwerk ist seine Reise in den Orient, dessen Bilder er mit glühender Dichterphantasie erfaßte und begeistert wiedergab. Deutsche Zeitschriften haben treffliche Bruchstücke daraus mitgetheilt; auch ist eine Uebersetzung des ganzen Werkes erschienen. Auf dieser Reise verlor Lamartine eine geliebte Tochter, und rührend ist der Schmerz, der als Grundton die Schilderungen[261] der fremden Wunderwelt durchzieht. L. ist Mitglied der franz. Akademie und der Deputirtenkammer. Der König der Franzosen hat ihm das Offizierkreuz der Ehrenlegion verliehen. Im Privatleben erscheint L. eben so liebenswürdig, leicht zur Begeisterung aufgeregt, gefühlvoll, treu und religiös, wie in seinen Poesien.
B.