[489] Maidalchini, Donna Olimpia. Rom unter den Päpsten nicht glücklicher als unter den Kaisern, sah nicht selten ein Weib den mächtigen Scepter führen, welcher[489] den entnervten Männern entfallen war. Ein Aehnliches erfuhr die alte Kaiserstadt durch Donna Olimpia Maidalchini, welche aus armem, aber edlem Geschlecht entsprossen, zu Viterbo 1591 geb., sich gegen den Willen ihrer Eltern, die sie dem Kloster bestimmt hatten, mit dem jüngsten Sohne des Hauses Pamfili in Rom vermählt hatte. Voller Schlauheit und Intriguen, doch reichlich begabt mit Geist und Schönheit, zeichnete sie sich bald durch die wichtige Rolle aus, die sie in Rom spielte. Ihr Haus war der Sammelplatz aller großen Männer ihres Zeitalters, und jeden derselben wußte sie für ihren Zweck zu benutzen. Kein Mittel blieb unversucht, um Personen, deren Gunst ihr wichtig war, zu gewinnen. Kein Mittel war ihr zu klein, um ihren Haß, ihren Rachedurst gegen Andere zu befriedigen, und bald machte sie sich heimlich so gefürchtet, als sie öffentlich geehrt schien. Der Bruder ihres Gatten stand mit ihr in einem vertraulichen Verhältniß, und da der Gatte selbst nicht zu hohen Würden steigen konnte, so beschloß sie, den Geliebten nach Kräften zu unterstützen; und dieß gelang ihr so vollkommen, daß er zuerst Nuntius in Neapel, dann am französischen Hofe, hierauf Patriarch von Antiochien, endlich aber Kardinal wurde, zu welchen rasch auf einander folgenden Ernennungen sie die beiden Päpste Gregor XV. und Urban VIII. vermochte. Nun blieb ihr Nichts mehr zu wünschen übrig, als ihn als Papst zu sehen. Olimpia hatte sich seines Geistes so bemächtigt, daß er in Allem ihren Rathschlägen folgte, welche ihn auch endlich selbst gegen Frankreichs Willen auf den Thron erhoben. Jetzt zog Donna Maidalchini, deren Gatte plötzlich gestorben war, in die entheiligten Räume des Vaticans, entfernte von der Seite ihres Geliebten, wer ihr irgend im Wege stand, trieb mit den Würden der dreifachen Krone einen offenkundigen Handel, und häufte Schätze auf Schätze, ohne zu wissen, wem sie dieselben hinterlassen sollte, da sie beschlossen, ihren Sohn zu enterben, weil er es gewagt, sich ihr ein einziges Mal entgegen zu stellen. Der Kardinal Pagnaole, ein[490] würdiger, kühner Mann, brachte es endlich, durch sein hohes Ansehen und seine ernste, drohende Stellung dahin, daß sie die Mauern des päpstlichen Palastes verließ. Aber bald starb der edle Priester, und ihre Herrschaft begann von Neuem. Schon bei Lebzeiten ihres Geliebten bestimmte sie dessen Secretär, den Kardinal Grafen Chigi, zum Nachfolger desselben, der es denn auch unter dem Namen Alexander VII. wirklich wurde. Als die ränkevolle Frau ihren Willen durchgesetzt, und ihn zum Papst gewählt sah, beeilte sie sich, die erste zu sein, die ihm zu seiner Erwählung Glück wünschte; allein ihr Stern war untergegangen. Voll Ernst und Majestät, seiner Würde sich bewußt, gebot er ihr, den Hof zu meiden und sich nach der kleinen Stadt Orvieto zurückzuziehen, um dort zu erwarten, was das Gericht nach Untersuchung ihres Lebenswandels über sie verhängen würde. Bestürzt entfloh sie aus den Zimmern des Papstes, ward dann ergriffen und nach dem Orte ihrer Bestimmung gebracht, sah dort jedoch nicht lange der gerechten Strafe entgegen, denn der Zorn des Himmels ereilte sie früher, als der Arm der geistlichen Richter. Sie starb 1656 an der Pest und hinterließ ihrem Sohne unermeßliche Reichthümer. Ihr Leben ist von dem Abbate Gualdi beschrieben worden.
V.