[188] Menzel, Wolfgang, der eben so scharfsinnige als gefürchtete deutsche Kritiker, der Recensent mit dem breiten Schlachtschwerte,[188] der lichtvolle Geschichtschreiber des deutschen Volkes, ein Dichter von nicht gewöhnlicher Schöpferkraft der neuesten Zeit, wurde 1798 zu Waldenburg in Schlesien geb., studirte zu Breslau, Jena, Bonn, und ging 1820 als Lehrer an das Gymnasium zu Aarau in der Schweiz. Hier erschienen seine »Streckverse.« In den »Zürcher Blättern« trat er zuerst als Kritiker auf, griff die Göthe'sche Schule an und versammelte um sich die Verehrer Schillers. Seine »Geschichte der Deutschen« zeichnete sich durch Klarheit der Anordnung und der Schreibart aus. Mehrere Punkte der Auffassung zogen ihm aber heftige Entgegnungen zu. 1825 ging M. nach Stuttgart, wo er sich häuslich niederließ und vermählte. Hier erschien seine »deutsche Literatur,« ein Werk von großem Werthe, das seinen Ruhm nunmehr fest begründete. Seine fortgesetzte kritische Wirksamkeit entfaltete von da an Menzel im »Literaturblatt« des Morgenblattes, und seine fortgeführten Kämpfe gegen alles von ihm als schlecht anerkannte, seine oft heftige und ungerechte Polemik gegen Göthe und dessen Anhänger, seine geistreichen Urtheile, seine Vernichtung mancher usurpirten Autoritäten etc., sind hinlänglich bekannt. Führt ihn sein Eifer oft vielleicht auch zu weit, so bleibt Menzel doch immer ein Mann, bei dem Kopf und Herz auf dem rechten Flecke sitzen, ein ächter deutscher Charakter! Als Dichter hat er sich in seinen geist- und phantasiereichen Mährchen: »Rübezahl« und »Narcissus« documentirt. Von seinen übrigen Schriften nennen wir noch das »Taschenbuch der neuesten Geschichte« und seine »Reise nach Italien.« Der Musenalmanach von Schwab und Chamisso zählt M's Gedichte zu seinen schönsten.