Nervensystem

[729] Nervensystem ist die Einheit von Neuronen (s. d.), Nervenzellen, Nervenfasern. Das Centralnervensystem ist, empirisch, der »Sitz«, das Correlat der psychischen Vorgänge. Das Nervensystem dient dem Verkehre des Organismus mit der Außenwelt; es hat sich in Anpassung an die Reize der Objecte entwickelt, aus der äußeren Schicht (dem »Ectoderm«) des primitiven Metazoon differenziert. Das Nervengewebe besteht aus den Nervenzellen (Ganglien), welche Empfangs-, Sammel- und Verarbeitungsstätten für die ankommenden Reize sind, und aus den Nervenfasern, welche die Reize (isoliert) leiten. Zum centralen Nervensystem gehörtensystem gehört das Gehirn, das verlängerte Mark (medulla oblongata) und das Rückenmark; zum peripherischen Nervensystem gehören die Nerven; das »sympathische« System hat seinen Sitz im Unterleibe. Es gibt centripetal und centrifugal leitende, sensorische (Empfindungs-) und motorische (auch vasomotorische, secretorische) Nerven, die sich nicht qualitativ-anatomisch, sondern nur functionell, durch die verschiedene Endung (Sinneswerkzeuge, Muskeln) unterscheiden. Das Gehirn besteht aus dem Großhirn, dem Zwischenhirn, Mittelhirn, Hinterhirn, Nachhirn, dem Kleinhirn, der Brücke, dem Hirnschenkel. Das in zwei Hemisphären gegliederte Großhirn besteht aus der grauen und der weißen Substanz; erstere, besonders die Großhirnrinde bildend, besteht aus Ganglien, letztere aus Nervenfasern. Zahlreiche Windungen und Furchen durchziehen die Hirnrinde; ihre Zahl steht zur Höhe der geistigen Entwicklung in Beziehung. Sensorische und motorische Rindenfelder seiden (s. Localisation). Das Kleinhirn scheint vorwiegend ein Lenkungsapparat für Bewegungen zu sein. Das Rückenmark besteht aus dem »Körper« und den Nervenwurzeln (s. BELLsches Gesetz). Das Nervengewebe ist der Sitz complicierter chemischer Processe; die Nerven sind elektrisch durchströmt (DU BOIS-REYMOND; vgl. schon CABANIS). Vgl. Localisation, Reiz, Empfindung, Energie (specifische).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 729.
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