Xenophanes aus Kolophon

[847] Xenophanes aus Kolophon, geb. um 580 v. Chr., lebte später in Elea, wo er seine Gedichte vortrug, gest. um 470 v. Chr.

X. ist der Begründer des Eleatismus (s. d.). Er bekämpft die anthropomorphischen Auffassungen der Gottheit bei den Dichtem und den Polytheismus [847] (die Neger stellen sich ihren Gott schwarz vor, die Rinder würden sich ihn als Rind vorstellen usw.). Energisch tritt X. für den Monotheismus in der Form des Pantheismus (heis theos, en de theoisi kai anthrôpoisi megistos, ou te demas thnêtoisin homoiios ou te noêma) ein, welcher Gott, das Eine mit dem All identifiziert (hen kai pan). Das Eine ist das All, das All ist eine göttliche Einheit (hen to on kai pan). Das Eine ist die Gottheit (eis ton holon ouranon apoblepsas to hen einai phêsi ton theon). Gott ist nicht grenzenlos (als von »runder« Gestalt, sphairoeidê onta), aber auch durch nichts begrenzt, er ist unbewegt, unveränderlich, leidlos, ungeworden (apaneuthe ponoio noou phreni panta kradainei), allwissend, ganz Auge, ganz Ohr, ganz Denken (oulos hora, oulos de noei, oulos de t' akouei, Sext. Empir. adv. Math. IX, 144; Diog. Laert. IX, 19). Gott ist ewig (aidion), einheitlich (hena), gleichartig (homoion), weder bewegt, noch ruhend (ou te êremounta ou te kinêton), sich selbst gleich, ganz, ungeteilt, alles durch seinen Geist beherrschend. Als Elemente nennt X. Erde und Wasser, aus denen alles Endliche geworden ist. Die Gestirne entstehen aus brennenden Wolken, verlöschen und entzünden sich täglich. Der Mond ist wie unsere Erde bewohnt (Cicero, Acad. II, 39). Einst ist alles Land vom Meer bedeckt gewesen.

Schriften: Elegien (nur Fragmente erhalten); Spottgedichte (ebenfalls); Peri physeôs (ebenfalls). – Fragmente bei DIELS, Poet. philos. fragmenta; Fragmente der Vorsokratiker. – F. KERN, Über X., 1874. – FREUDENTHAL, Über die Theologie des X., 1886; Vgl. Arch. f. Gesch. d. Phil. I.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 847-848.
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