Herold

[404] Herold ist seit dem 12. Jahrhundert aus dem ebenfalls erst in dieser Zeit erscheinenden französischen; Wort hêraut, herault, in der deutschen Form heralt oder umgedeutet als erhalt übersetzt worden; das französische Wort geht aber auf ein; althochdeutsches, als Appellativ nicht mehr nachzuweisendes ahd. hariowalt, Heerwalt, Heerbeamter zurück, das noch im Eigennamen Chariowaldus erscheint; die späteren Gestalten des deutschen Wortes sind infolge weiterer Umdeutungsversuche[404] Ehrenholt, Ehrenhalt, Herolt, Heerholt, alle zu Gunsten vom Herold eingegangen; doch klingt herald noch nach in Heraldik, Wappenkunde, und in heraldisch. Welches höhere Amt in Beziehung auf das Heerwesen das deutsche Grundwort ursprünglich bezeichnet, ist nicht bekannt; das Amt selber aber und sein Name musste in den romanischen Ländern noch unvergessen sein, als man seit der Ausbildung der Ritterspiele den Namen auf einen Beamten anwandte, der über den regelrechten. Hergang bei Turnieren und die Rittermässigkeit der daran Teilnehmenden die Aufsicht führte, und zwar nicht früher, als bis bei den Turnieren die Ahnenprobe der Ritter und die Wappenprobe ihres Helmes und Schildes zur Hauptsache des Spieles geworden war. Nach dem 14. Jahrhundert erscheint das Amt eines Heroldes als herrschaftliches und kaiserliches nach Funktion, Kleidung, Attributen, Lehrzeit ausgebildet, und der Herold wird nach und nach Kenner und Richter des Rittermässigen auch ausserhalb des Turniers: zugleich ist er als fürstlicher Bote, Verkündiger und Ausrufer, namentlich bei Aufzügen und im Kriege gegen den Feind verwendet. Der Stand der Herolde ist der bärgerliche; doch gereicht ihm die Berührung mit dem fahrenden Sängertum, das zum Heroldsamte beigelassen wird, nicht zu höherem Ansehen. Die Verwendung des Heroldes als Ausschreier, Eröffner und Beschliesser des alten Dramas rührt von Rosenblüt her, der in des Türken Fastnachtspiel des Türken Wappenträger und Herold dazu verwendete.

Von den Herolden oder Wappenkundigen geht eine besondere Art poetischer Zeitgeschichte aus, die Wackernagel Heroldsdichtung genannt hat; sie entsteht dadurch, dass die von Fürsten, Herren und Städten angestellten Herolde die Kunst des Turnierens und die Bilder und Farben der Wappenkunst poetisch betrieben; manche dieser Dichtungen haben die Form der Feier oder Klage gleichzeitiger Personen erlauchten Standes. Grimm, Wörterbuch.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 404-405.
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