[473] Kannen. Die grosse Messkanne, lat. ama, urceus, war ein Sammelkrug, aus dem der Subdiakonus den Wein in die kleinen Messkännchen schüttete, aus welchen ihn der Diakon in die Kelche goss. Daneben kennt man auch die Giesskannen, welche dem Priester das Waschwasser auf die Hände träufelten. Die Form der Kannen war weniger genau bestimmt als die der Kelche, und während die erstgenannten wo möglich ebenfalls aus Silber oder Gold gemacht wurden, bestanden die letzteren hauptsächlich aus Bronze, Zinn oder Glas und erhielten mit Vorliebe Tiergestalt (Löwen, Drachen, Greifen, Vögel); oft stellten sie auch Reiter dar. Der Rücken trägt gewöhnlich einen Henkel, in Mund oder Stirn steckt das Ausgussrohr. So dürfte der »silberne Reiter«, den nebst vielen goldenen Gefässen und Geräten der Erzbischof Bruno von Köln hinterlies, nur eine solche Giesskanne gewesen sein. Bronzene Kannen trifft man aber schon unter den altheidnischen Grabfunden, was auf deren Gebrauch beim Götterkultus schliessen lässt, und es dürfte ihre Einführung in der christlichen Kirche, wie so manch andere Handlung und Sitte derselben, auf ureinheimischer Überlieferung beruhen. Daneben war auch die Kannenform gebräuchlich, so namentlich auch für die Tauf- und Messkännchen, die oft mit biblischen Bildern und Insignien (Kreuz, Lamm, Taube) verziert und mit Vorliebe aus Glas gefertigt wurden, damit man von aussen ihren Inhalt unterscheiden könne. Waren die Kännchen metallen, so bezeichnete man sie mit einem V (vinum) oder[473] mit einem A (aqua). Beide Kannen hatten schon früh eine gemeinschaftliche Schüssel als Untersatzteller. Natürlich blieben auch die Formen der Kannen, wie die der Kelche, nicht immer dieselben. Namentlich waren es die Füsse, Knäufe, Henkel, Deckel und Ausgüsse, die oft phantastich herausgebildet wurden. Nach Weiss, Kostümkunde.