[467] 30B. Josephus Maria Thomasius, (24. März, al. 1. Jan. etc.), auch Tommasi, Thomasi, Tomasi etc., Cardinal, aus dem Theatiner-Orden, war der älteste Sohn des Herzogs Julius Tommasi von Palma in Sicilien.[467] Er wurde nach Butler (XIX. 169) zu Alicata in Sicilien am 12. Sept. 1649 geboren. Die Eltern nannten diesen ihren Erstgebornen Joseph Maria, aus Verehrung und Dankbarkeit gegen den hl. Nährvater Joseph, dem sie diesen Sohn verdanken zu müssen glaubten. Die herzogliche Familie war überhaupt durch Frömmigkeit ausgezeichnet, wie denn auch eine Schwester des Seligen, die Nonne Maria Crucifixa, vom hl. Stuhle als»ehrwürdig« anerkannt ward, die 3 andern Schwestern ebenfalls Nonnen wurden, so wie die Mutter selbst mit Bewilligung des Herzogs, der gleichfalls einen musterhaften ächt christlichen Wandel pflegte, endlich Ferdinand, ein Bruder des Seligen, in seinem Leben und insbesondere in seinem frühen gottseligen Hinscheiden die schönsten Züge heiliger christlicher Tugend darbietet. Auch der später noch zu nennende Oheim des Seligen findet sich als V. Carolus8 Tommasi im »Heiligenlexikon.« Es konnte dem Knaben in dieser so christlichen Familie an der christlich frommen Erziehung zu allem Guten und Edlen nicht fehlen. Früh schon, als er mit dem Lesen etwas vertraut geworden, fand er sich hingezogen von den Schriften des hl. Franciscus1 von Sales, woraus er viele Erbauung schöpfte. Ein Freund der Einsamkeit liebte er wenig die jugendlichen Erlustigungen. Nachdem zwei seiner frommen Schwestern den Schleier genommen, fand er sich immer innerlich angeregt, ihrem Beispiele für seinen Theil zu folgen, und er ward von diesem Entschlusse fortgetrieben, bis er den Willen des Vaters, welcher andere Absichten mit ihm hatte, durch Gebet und kindlich bescheidenes, unverhohlenes Aussprechen seines Wunsches zu seinen Gunsten gewendet hatte. Nachdem er so die Einwilligung des Vaters erlangt, eilte er sogleich nach Palermo und ließ sich in die geistliche Genossenschaft der Theatiner aufnehmen, deren Versammlung den Zweck hatte, tüchtige eifrige Priester zu bilden, die irrigen neuen Glaubenslehren zu bekämpfen, Kranken und Sterbenden hilfreiche Dienste zu leisten etc. Nachdem, Joseph mit seinem Eifer und den Tugenden, die ihm eigen waren, das Probejahr ausgezeichnet durchgemacht, legte er am 25. März 1666 die Ordensgelübde ab. Die Besitzungen und Gerechtsamen, die er als ältester Sohn des Herzogs bekommen mußte, trat er sämmtlich durch gerichtliche Verfügung an seinen Bruder ab. Eine kurze Zeit nachher war er wieder bei seiner Familie gewesen, um von einer Kränklichkeit sich zu erholen. Da die Gesundheit sich gebessert hatte, säumte er nicht, nach Palermo sich zu begeben, und von da weg nach Messina, wo er die philosophischen Studien beginnen sollte. In Messina verfolgte er weiter fort das Studium der griechischen Sprache, in welcher er dann bald geläufig schreiben konnte. Weil Messina für seine Gesundheit kein günstiger Ort schien, sendeten ihn die Ordens-Obern nach Rom, dann nach Ferrara und endlich nach Modena. Dieß waren seine Studienorte, bis er wieder nach Rom kam, um dort das Studium der Theologie im Theatinerordenshause St. Andrea-della-Valle anzufangen. Die Theologie gewann ihres Gegenstandes wegen seine meiste Neigung unter allen Wissenschaften, und er bemühte sich, mit der Wissenschaft, die er sich aneignete, auch den Geist der Buße und Abtödtung, so wie die Stimmung und öftere Uebung des Gebetes zu verbinden. Die hl. Schrift und die Kirchenväter machte er insbesondere zum Gegenstande seines Fleißes und sammelte aus letzteren beträchtliche Auszüge. Mitten im Studieneifer unterbrach ihn die Aufforderung seines Oheims, des ältesten Bruders seines Vaters, Namens Karl Tommasi, welcher selbst ein sehr frommer Theatiner war, nach Sicilien als ein Tröster zu kommen. Der Tod der Gemahlin hatte nämlich seinen Bruder Ferdinand in Sicilien in einen Trübsinn von bedenklichem Grade versetzt. Joseph trat trotz der für seine Gesundheitsverhältnisse sehr ungünstigen Jahreszeit des Monats Jäner, ohne irgend sich durch seine Schwächlichkeit aufhalten zu lassen, die Reise an und gelangte nach Palma, wo denn sein Bruder bald nicht nur gefährlich erkrankte, sondern im blühendsten Alter von 23 Jahren ein Raub des Todes wurde. Joseph stand mit gewissenhafter Treue und herzlicher brüderlicher Gesinnung dem Scheidenden bei und verrichtete als Diakon, der er bereits war, bei der Leiche die ihn treffenden kirchlichen Ceremonien. Nachdem er die bekümmerte Familie noch des Weitern getröstet und für die Erziehung des zweijährigen Neffen Sorge getroffen hatte, begab er sich zum Behufe der Fortsetzung seiner theologischen Studien nach Palermo, wo er ein Jahr im Theatiners Ordenshause zum hl. Joseph sich aufhielt. Wieder nach Rom von seinen Obern zurückberufen, lebte er nun dort bis zur Auszeichnung [468] mit der Cardinalswürde ausschließlich im Profeßhaus zum hl. Sylvester. Im J. 1675 erhielt er die Priesterweihe. Der Selige war mit so vielen Vorzügen des Geistes und der Tugend ausgestattet, daß seine Gegenwart jeden Streit verstummen, einen Zwist aber, oder nur den geringsten Anlaß dazu, nie entstehen ließ; jedes beleidigende oder anstößige Wort ward dann von Allen gemieden. In der Aufsicht über die Studierenden paarte er Wort mit Beispiel, Liebe mit Eifer. Leibliche und Gemüthsleiden gaben ihm viel zu dulden, aber läuterten nur mehr das Opfer seines Willens an Gott. Nachdem ihn seine Obern des Predigtamtes und des Beichtstuhles enthoben hatten, lebte er bald fast nur in den Bibliotheken Rom's, wo er in den Archiven und Denkmälern des christlichen Alterthums unausgesetzt forschte; besonders waren es die Gebräuche der alten Kirche, ihre Liturgien etc., denen er mit aufmerksamsten Schritten nachging. Da er auch für das Studium der hl. Schrift keine geringe Vorliebe hatte, aber bei seiner Unkenntniß der orientalischen Sprachen seiner Wißbegier vielfach nur sehr unvollständig genügen konnte, widmete er sich vor Allem bei einem Rabbiner der hebräischen Sprache. Bei dieser Gelegenheit empfahl er dem Rabbiner das Studium des christlichen Glaubens, was gerade nicht gute Aufnahme bei diesem fand, aber solche Frucht mit der Zeit wirkte, daß er Christ wurde, wozu auch, wie er als solcher gestand, Joseph's reiner sittlicher Wandel viel beigetragen hatte. Der Trübsinn, mit welchem er häufig zu kämpfen hatte, erschwerte ihm seine Studien nicht wenig; doch immer fesselten sie ihn wieder. Im J. 1679 gab er den »Spiegel des hl. Augustin« heraus, ein Werkchen, Grundsätze des christlichen Lebens zeigend, die in den Schriften des erleuchteten Kirchenvaters zerstreut sich finden. Der gelehrte Forscher Johannes938 Mabillon, welcher im J. 1685 eine Reise nach Rom machte, ertheilte ihm wegen dieses Werkchens große Lobsprüche; er rühmt dessen seltene Bescheidenheit und ächte Frömmigkeit. Er hatte nämlich unsern Seligen während seines Aufenthaltes in der gelehrten Stadt persönlich kennen gelernt. Das Buch der Psalmen, welches Joseph im J. 1683 herausgab, und die verschiedenen übrigen Schriften, in welchen Fleiß und Scharfblick sich auf die wirksamste Weise unterstützen, verschafften ihm einen ausgedehnten Ruf bei den größten Gelehrten und Forschern, selbst auch bei solchen auf protestantischer und calvinistischer Seite, wie Cave und Basnage. Joseph aber war bei seinem hohen Rufe für Würden und Ehrenstellen wenig eingenommen. Im J. 1697 widerfuhr dem Seligen die hohe Ehre, von Papst Innocenz XII., welcher dessen Schriften las und bewunderte, einer persönlichen Bekanntschaft gewürdigt zu werden. Papst Clemens XI., dessen Nachfolger, wählte den Seligen zu seinem Beichtvater und ernannte ihn unter die Consultoren einer seiner Congregationen (sieh Pierer VII. 250, Zedler VI. 972.), wo der Bescheidenheit Joseph's eine schwere Aufgabe ward, nämlich über die Fähigkeit der zu kirchlichen Würden Vorgeschlagenen zu entscheiden. Als Berather bewies Joseph auch in seiner Genossenschaft seine Weisheit und Menschenfreundlichkeit. So hatte einst eine arme Wittwe verlangt, in der Theatinerkirche begraben zu werden, und dafür der Genossenschaft einen Weinberg versprochen. Ihr Sohn hätte seinen Erbtheil eingebüßt, wäre man auf den Vorschlag in seiner Vorlage eingegangen. Tommasi entschied, was allgemeine Zustimmung fand, man solle der Mutter eine Grabstätte in der Kirche geben und dem Sohne gleichwohl den Weinberg lassen. Bald darauf wurde er auch in einigen andern päpstlichen Congregationen, nämlich in jener der Gebräuche (Rituum), des hl. Officiums und der Ablässe gewählt. Auch in der Congregation für die Zucht der geistlichen Orden (super Disciplina Regulari) wurde er als Theolog gewählt. In dieser Thätigkeit konnte man seine natürliche Begabung und seine Kenntnisse erkennen; auch seine Bescheidenheit leuchtete hervor, indem er seine Meinung immer ruhig vortrug und falls er je widersprechen mußte, es nur dann that, wenn die Concilien und Kirchenväter selbst ein Gegenwort zu führen schienen. Am 16. Mai 1712 wurde Joseph von Papst Clemens XI. mit dem Cardinalshute geschmückt. Papst Benedict XIV. erzählt in seinem Werke De Canoniz. (l. 3. c 31. nr. 12), wo er immer Thomasius heißt, wie seiner Zeit unser sel. Joseph Tommasi diesem Papste, welcher die Wahl zum obersten Leiter der Kirche nicht annehmen wollte, nebst 3 andern ausgezeichneten Theologen das Gutachten stellte, Clemens könne ohne schweres Vergehen die Tiara nicht ausschlagen. Diesen Ausspruch machte dann, als unser sel. Joseph sich weigerte, den Cardinalshut [469] annehmen, Papst Clemens XI. gegen ihn selbst geltend. So fügte sich denn Joseph dessen Befehle. Er nahm sich in seiner Lebensweise ganz den hl. Erzbischof Carolus2 Borromäus zum Muster, der einer seiner Vorgänger in dem nämlichen Titel war, den Joseph's Cardinalskirche hatte, nämlich St. Martin auf den Bergen (S. Martini in Montibus). Er erklärte mit Vorliebe den Kindern die Lehren der Religion, unterstützte reichlich die Armen, während er selbst nur ganz wenig auf seine eigene Verköstigung verwendete etc. Auch seine Cardinalskirche ließ er schön ausschmücken. Joseph lebte, (l. 3. c. 33. nr. 16) heißt, immer, aber nur noch eine kurze Frist, in Rom; sein Hausgeräthe war gering und bescheiden; seine Dienerschaft, unter die er (nach Analecta... I. 1938) Arme, Hinkende und Mißgestaltete zu nehmen pflegte, und sein Hauswesen leitete er ganz in heiligmäßiger Weise; Benedict XIV. selbst habe in Rom oft Gelegenheit gehabt, diese und ähnliche Tugenden unsers Seligen zu bewundern. Joseph liebte Gott innig und nahm sich sorgfältig in Acht, ihn durch irgend eine Sünde zu beleidigen. Die Mutterdes Herrn verehrte er ärtlich. Seine Cardinalskirche, in welcher er Sonntags den Kindern Katechese hielt, ließ er nach altem Gebrauche, in 2 Abtheilungen scheiden, damit Männer und Frauen abgesondert waren. Noch im J. 1712, und zwar am Weihnachtsvorabend, fühlte er sich sehr unwohl, und als er Anfangs dem Uebelbefinden sich nicht gefügt hatte, verschlimmerte sich am Weihnachtsmorgen dasselbe so, daß er die hl. Sterbsacramente verlangte. Am 31. Dec. ließ er seine letzte Willensmeinung documentiren. Dann fing er an, in die letzten Züge zu fallen. Am 1. Jan. 1713 gab er ruhig seinen Geist auf. Nach verschiedenen vorausgängigen Verhandlungen wurde Joseph Tommasi am 5. Juni 1803 von Papst Pius VII. »selig« gesprochen. Der Selige hat verschiedene, meistens theologische Werke verfaßt, von denen die vorzüglichsten die Liturgie betreffen, auf deren Studium Joseph seinen regsten Fleiß verwendete. Bei den Bollandisten findet sich der Name des Seligen im Elenchus mit dem 1. Jan. Am 4. Juni (I. 374) haben mir bei ihnen seinen Namen in der die hl. Bonifacia5 betreffenden Notiz gefunden, daß unser sel. Joseph Maria de Thomaso als Theatiner-Kleriker von seiner Mutter Reliquien der hl. Martyrin Bonifacia2, nämlich ein Schenkelbein und einige Bruchstücke, bekommen habe. Papebroch kennt aber diese hl. Bonifacia nicht. Bei Donin steht der Selige am 30. Juni (III. 618) angegeben und behandelt. Zu Rom wird sein Fest, wie Donin (II. 288) angibt, am 24. März gefeiert; auch das Mart. der Trinitarier gibt den Seligen an diesem Tage. (But. XIX. 169.)
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