[400] S. S. Mel, Melchus, Munis et Riocus, Epp. (6. Febr.). Die hhl. Mel, Melchus, Munis und Riocus sollen Brüder gewesen sein.202 Sie waren mit dem Apostel Irlands, dem hl. Patritius nahe verwandt; dessen leibliche Schwester, die hl. Darerca war ihre Mutter, ihr Vater hieß Conis. Sie waren auch die beständigen Begleiter des hl.Patritius, seine Gehilfen im Predigtamte. Der hl. Mel, sehr ehrenvoll »königliches Diadem« genannt (Kelly S. 69), wird auch Maol, Möl, Mael, Mälus geschrieben; der Name seines Bruders Melchus hat noch mehr Lesearten: er heißt nämlich auch Melchu, Melkus, Maolku, Melkon, Melchuo, Melke, ja es frägt sich, ob er mit dem hl. Mel nicht identisch ist. Denn die ältesten Quellen, namentlich der von den Boll. angeführte Mönch Jocelinus kennt nur drei Brüder: Mel, Riock und Munis, und wenn später allerdings auch Milchuo als leiblicher Bruder Mels genannt ist, so kann dieß ein Zusatz eines spätern Abschreibers aus einer Zeit sein, in welcher bereits auch Melchus als Mitbischof Mels angesehen wurde. Es ist an sich unglaublich, daß der hl. Patritius gegen alle bisherige Uebung in derselben Stadt zwei Bischöfe zu gleicher Zeit angestellt hätte. Man hat deßhalb den hl. Melchus als Nachfolger seines Bruders Mel bezeichnet, um dieser Schwierigkeit auszuweichen, aber vergebens, denn Jocelinus sagt: et cum eo (S. Mele) reliquit (scil. S. Patritius) Melchuonem Episcopum, ejusdem Melis fratris germanum. Wir lassen übrigens die Sache unentschieden, und bemerken, daß diese zweifelhafte Stelle ausgenommen Jocelinus durchaus nur von drei Brüdern spricht, die miteinander von Großbritannien nach Irland gekommen seien. Der hl. Mel erlangte zuerst die bischöfliche Würde. Nach apostolischer Vorschrift lebte er von der Arbeit seiner Hände, und was er geschenkt bekam, gab er den Armen. Er lebte bei der hl. Lupita, einer andern Schwester des hl. Patritius; ja sie schlief sogar öfter, wenn er dem Chorgebete oblag, in seinem Bette. Daraus entstand aber Aergerniß, und der hl. Patritius hielt die Sache für so wichtig, daß er selbst kam, die Untersuchung zu führen. Der hl. Mel, der bei seiner Ankunft am Pfluge beschäftigt war, rechtfertigte sich, indem er lauter lebendige Fische, als wären sie im Netze gefangen worden, aus dem Boden aufackerte, und bewies so seine Unschuld, während die hl. Lupita ihrerseits glühende Kohlen trug, ohne sich oder ihre Kleider zu schädigen. Der hl. Patritius befahl seinem Neffen, ins Künftige im Wasser zu fischen, zu Land aber zu pflügen, und verordnete zur Vermeidung von derlei Aergernissen, die man der Schwachen halber verhindern müsse, daß die beiden Geschlechter von nun an getrennt wohnen und beten sollten. Sein bischöflicher Sitz war Ardachadh, nicht weit vom Ree-See (Regitus Lacus) gelegen. Im Leben der hl. Brigida ist angegeben, die beiden Brüder hätten in oppidis Medi gewohnt, d.h. keinen bestimmten Sitz gehabt, was mit ihrer Thätigkeit als Missionäre ganz gut übereinstimmt. Ebendaselbst kommt ein Schüler derselben, Maccalle, d.h. Sohn des Calle, vor, von welchem die hl. Brigida den Schleier erhielt. (S. d.) Man sagt übrigens, der hl. Mel habe das Leben des hl. Patritius verfaßt, was kaum möglich ist, wenn er früher als dieser, schon im J. 488 gestorben ist, während der hl. Patritius erst im J. 493 starb. Bemerkenswerth ist für unsere oben ausgesprochene Vermuthung, daß von seinem angeblichen Bruder, dem hl. Melchus, sich nirgends nähere Angaben finden. Die Boll. sagen daher von ihm nur, es sei wahrscheinlich, daß er nach dem Tode des hl. Mel das bischöfliche Amt übernommen habe. Noch dürftiger sind die beglaubigten Nachrichten über den hl. Munis. Es wird erzählt, der hl. Patritius habe ihm eine Sendung nach Rom übertragen, sie fällt zwischen die Jahre [400] 466 und 486. Nach der Rückkehr soll er den hl. Patritius gebeten haben, ihm einen Ort anzuweisen, wo er, von der Welt ungestört, das innerliche Leben pflegen könne. Der Heilige gab ihm zur Antwort: »Da ist ein Hügel, dort ist ein Thal; wähle was deinen Augen lieber ist, baue und bewohne. Wisse jedoch, daß du im Thale wohnend mehr Seelen zum Herrn wirst führen können, auf dem Hügel aber weniger, weil die Aussicht schöner und anmuthiger ist und sonst manches Hinderniß eintritt.« Darauf soll Munis entgegnet haben: es sei ihm weder der Hügel noch das Thal beschwerlich, aber der nahe See mit der königlichen Wohnung, und zwar wegen der vielen Besuche, welche den Sabbath des Geistes störten. Patritius meinte, das Hinderniß sei leicht zu entfernen und begab sich ins Gebet. Der Herr trug den See und seine Bewohner an einen andern Ort, so daß sein Diener unbelästigt wohnen konnte. Wir haben diese Legende hergesetzt, weil sie vielen Stoff zur Betrachtung darbietet und viele Wahrheiten in sich einschließt. Der hl. Munis that später auch Wunder und wirkte als Bischof in Forgnuidhe (Fornagia), ein Ort, der jetzt auf keiner Karte mehr angegeben ist. Der Wohnort des hl. Abts (und Bischofes) Riocus war die Insel Innisbesin an der Westküste von Connaught (insula albae vitulae) oder die gleichnamige kleinere Insel im Ree-See (Lacus Rigius, Rigitus). Ersteres ist die Meinung des Usserius, letzteres behauptet Colgan. Auch von ihm sind nur sehr wenige Nachrichten auf die Nachwelt gekommen. Er heißt ein »Geistlicher« und »Custos der Bibliothek (codicum) des hl. Patritius«. Als Diakon zog er durch seine schöne Körpergestalt die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, benutzte aber dieselbe nur, um durch ein heiliges Leben seine Mitmenschen zu erbauen. Er konnte beten: »Herr du hast meiner Zierde Tugendkraft verliehen« (Ps. 29,8). Als er einst bei einem Vornehmen des Landes, auf Veranlassung des hl. Patritius, schlief, verlor dieser das üble Aussehen, womit er zuerst Allen zum Abscheu gewesen war, und wurde dem hl. Riocus, nur die Tonsur ausgenommen, durchaus ähnlich. Der Leser sieht, daß wir uns hier auf einem Gebiete befinden, von welchem aus es schwer ist, Geschichte und Sage gehörig zu sondern; er möge selbst wählen was ihm zusagt. (I. 778–782.)