Gent

[51] Gent, Hauptstadt der belg. Provinz Ostflandern, auf 26 Inseln, die durch Lys, Schelde u. den Kanal von Brügge-Ostende gebildet werden, ist Bischofssitz, hat 315 Brücken, eine starke Citadelle, Universität, 21 Klöster, viele wissenschaftl. und wohlthätigen Anstalten und 115000 E., welche eine sehr wichtige Industrie betreiben: Leinen- u. Baumwolle, Spitzen, Tuch, Leder, Tapeten, Papier, Bijouteriewaaren, Seife, chem. Fabrikate etc.; ausgezeichnete Blumengärtnerei. Merkwürdig: die Kathedrale St. Bavon mit den Grabmälern der Bischöfe und dem Agnus der Gebrüder van Eyck, die St. Michaelskirche, das alte Rathhaus, bischöfl. Residenz, der Gravensteen etc. – G. war schon um das Jahr 1000 eine bedeutende Stadt u. hob sich vom 12.–14. Jahrh. durch Handel und Gewerbe zur ersten Stadt des Nordens, die 50000 Mann ins Feld stellen konnte. Sie war auch trotzig genug und lag mit ihren Herren: den Grafen von Flandern, den Herzogen von Burgund u. dem Hause Habsburg sehr oft im Streite, bis ihr Karl V. zur Strafe eines Aufstandes 1540 die Privilegien beschnitt. Sie kam in der neuen Zeit gegen Amsterdam, London etc. zurück, hob sich seit 1815 wieder durch die Vereinigung mit Holland, empfand deßwegen die Revolution von 1830 schwer und war längere Zeit eine oranisch gestimmte Stadt, hat sich jedoch wieder gehoben u. mit der belg. Selbstständigkeit ausgesöhnt. Friede zu G. zwischen England u. Nordamerika 1815.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 51.
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